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Zu jung oder zu alt für eine Lehre? Altersdiskriminierung bei der Ausbildungsplatzvergabe

Zu jung oder zu alt für eine Lehre? Altersdiskriminierung bei der Ausbildungsplatzvergabe Zwei konträre Sachverhalte prägen gegenwärtig die Problematisierung des Alters beim Eintritt in die duale Berufsausbildung: Einerseits stellen Ausbildungsbetriebe zunehmend ältere Auszubildende ein, andererseits erhalten zu alte Bewerber Probleme, überhaupt noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Studie fragt nach den betrieblichen Beweggründen, bei der Auswahl von Auszubildenden die untere Altersgrenze nicht zu tief zu halten und gleichzeitig eine obere Altersgrenze durchzusetzen. Mit Bezugnahme auf die französische Soziologie der Konventionen und einem daran orientierten Modell der Personalselektion wurde diese Frage sekundäranalytisch untersucht. Dazu wurden Experteninterviews mit Ausbildungsverantwortlichen aus 60 Deutschschweizer Kleinbetrieben argumentationsanalytisch ausgewertet. Die Resultate belegen, dass ein verzögerter Lehrbeginn mehrheitlich positiv beurteilt wird, und dass manche Betriebe Bewerber abweisen, die als zu alt gelten. Die Netzwerkkonvention der betrieblichen Koordination führt zu Vorbehalten gegenüber zu jungen Auszubildenden im Hinblick auf gelingende Kundenbeziehungen. Älteren Bewerbern wird dagegen auf dem Hintergrund der häuslichen Konvention die soziale Passung in die Betriebe abgesprochen. Zudem erwarten Betriebe bei älteren Auszubildenden unter Bezugnahme auf die Marktkonvention ein erhöhtes Lehrabbruchsrisiko mit Kostenfolgen. Die rekonstruierte Altersdiskriminierung bei der betrieblichen Ausbildungsstellenvergabe lässt darauf schließen, dass sowohl der verzögerte Eintritt von Schulabgängern in Ausbildung als auch die Probleme älterer Bewerber bei der Lehrstellensuche durch multiple betriebliche Koordinationsanforderungen mitbedingt sind. http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Journal for Labour Market Research Springer Journals

Zu jung oder zu alt für eine Lehre? Altersdiskriminierung bei der Ausbildungsplatzvergabe

Journal for Labour Market Research , Volume 45 (1) – Sep 20, 2011

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References (34)

Publisher
Springer Journals
Copyright
Copyright © 2011 by Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Subject
Economics; Labor Economics; Sociology, general; Human Resource Management; Economic Policy; Regional/Spatial Science; Population Economics
ISSN
1614-3485
eISSN
1867-8343
DOI
10.1007/s12651-011-0093-3
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Abstract

Zwei konträre Sachverhalte prägen gegenwärtig die Problematisierung des Alters beim Eintritt in die duale Berufsausbildung: Einerseits stellen Ausbildungsbetriebe zunehmend ältere Auszubildende ein, andererseits erhalten zu alte Bewerber Probleme, überhaupt noch einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Studie fragt nach den betrieblichen Beweggründen, bei der Auswahl von Auszubildenden die untere Altersgrenze nicht zu tief zu halten und gleichzeitig eine obere Altersgrenze durchzusetzen. Mit Bezugnahme auf die französische Soziologie der Konventionen und einem daran orientierten Modell der Personalselektion wurde diese Frage sekundäranalytisch untersucht. Dazu wurden Experteninterviews mit Ausbildungsverantwortlichen aus 60 Deutschschweizer Kleinbetrieben argumentationsanalytisch ausgewertet. Die Resultate belegen, dass ein verzögerter Lehrbeginn mehrheitlich positiv beurteilt wird, und dass manche Betriebe Bewerber abweisen, die als zu alt gelten. Die Netzwerkkonvention der betrieblichen Koordination führt zu Vorbehalten gegenüber zu jungen Auszubildenden im Hinblick auf gelingende Kundenbeziehungen. Älteren Bewerbern wird dagegen auf dem Hintergrund der häuslichen Konvention die soziale Passung in die Betriebe abgesprochen. Zudem erwarten Betriebe bei älteren Auszubildenden unter Bezugnahme auf die Marktkonvention ein erhöhtes Lehrabbruchsrisiko mit Kostenfolgen. Die rekonstruierte Altersdiskriminierung bei der betrieblichen Ausbildungsstellenvergabe lässt darauf schließen, dass sowohl der verzögerte Eintritt von Schulabgängern in Ausbildung als auch die Probleme älterer Bewerber bei der Lehrstellensuche durch multiple betriebliche Koordinationsanforderungen mitbedingt sind.

Journal

Journal for Labour Market ResearchSpringer Journals

Published: Sep 20, 2011

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