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Medizinethischer Kommentar zum Fall: „Methadon zur Tumortherapie“

Medizinethischer Kommentar zum Fall: „Methadon zur Tumortherapie“ Ethik Med (2017) 29:326–329 https://doi.org/10.1007/s00481-017-0459-3 FALL UND KOMMENTARE Medizinethischer Kommentar zum Fall: „Methadon zur Tumortherapie“ Antonia Sahm · Stephan Sahm Online publiziert: 20. Oktober 2017 © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 Der 73-jährige Herr M., der an einem Prostatakarzinom in einem palliativen Stadium erkrankt ist, erbittet von seinem Arzt die Verschreibung von Methadon. Er erhofft sich eine Stagnation des Tumorwachstums, eine Rückbildung oder gar eine Heilung, wie euphorisch in Publikumsmedien berichtet wurde. Für die ethische Betrachtung der Verschreibung durch den Onkologen gilt festzuhalten, dass der Patient umfäng- lich informiert ist. Er kennt die Stellungnahmen einschlägiger Fachgesellschaften, die vor gefährlichen unerwünschten Folgen warnen. Herr M. nimmt eine eigene Bewertung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes vor. Der Konflikt kann daher nicht auf ein Informationsdefizit reduziert werden. Vielmehr offenbart sich eine Konfliktlage, die das Selbstverständnis wissenschaftlich basierter Medizin berührt. Der Patient fordert hier in informierter Selbstbestimmung eine medizinisch (bislang) nicht zu rechtfertigende Therapie. Er unterbreitet seinem Arzt einen Vorschlag, wie er das Medikament durch einen Trick gleichsam „legal“ erhalten könne, indem eine Indikation vorgeschoben wird, eine Schmerztherapie als Vorwand deklariert wird. Ärzte werden oft mit Therapiewünschen konfrontiert, die von einem medialen Hype begleitet werden. Etwa wenn als alternativ bezeichneten Heilmethoden eine bisher unterschätzte und von http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Ethik in der Medizin Springer Journals

Medizinethischer Kommentar zum Fall: „Methadon zur Tumortherapie“

Ethik in der Medizin , Volume 29 (4) – Oct 20, 2017

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References (6)

Publisher
Springer Journals
Copyright
Copyright © 2017 by Springer-Verlag GmbH Deutschland
Subject
Medicine & Public Health; Medicine/Public Health, general; Gynecology; Intensive / Critical Care Medicine; Psychotherapy; Reproductive Medicine
ISSN
0935-7335
eISSN
1437-1618
DOI
10.1007/s00481-017-0459-3
Publisher site
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Abstract

Ethik Med (2017) 29:326–329 https://doi.org/10.1007/s00481-017-0459-3 FALL UND KOMMENTARE Medizinethischer Kommentar zum Fall: „Methadon zur Tumortherapie“ Antonia Sahm · Stephan Sahm Online publiziert: 20. Oktober 2017 © Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017 Der 73-jährige Herr M., der an einem Prostatakarzinom in einem palliativen Stadium erkrankt ist, erbittet von seinem Arzt die Verschreibung von Methadon. Er erhofft sich eine Stagnation des Tumorwachstums, eine Rückbildung oder gar eine Heilung, wie euphorisch in Publikumsmedien berichtet wurde. Für die ethische Betrachtung der Verschreibung durch den Onkologen gilt festzuhalten, dass der Patient umfäng- lich informiert ist. Er kennt die Stellungnahmen einschlägiger Fachgesellschaften, die vor gefährlichen unerwünschten Folgen warnen. Herr M. nimmt eine eigene Bewertung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes vor. Der Konflikt kann daher nicht auf ein Informationsdefizit reduziert werden. Vielmehr offenbart sich eine Konfliktlage, die das Selbstverständnis wissenschaftlich basierter Medizin berührt. Der Patient fordert hier in informierter Selbstbestimmung eine medizinisch (bislang) nicht zu rechtfertigende Therapie. Er unterbreitet seinem Arzt einen Vorschlag, wie er das Medikament durch einen Trick gleichsam „legal“ erhalten könne, indem eine Indikation vorgeschoben wird, eine Schmerztherapie als Vorwand deklariert wird. Ärzte werden oft mit Therapiewünschen konfrontiert, die von einem medialen Hype begleitet werden. Etwa wenn als alternativ bezeichneten Heilmethoden eine bisher unterschätzte und von

Journal

Ethik in der MedizinSpringer Journals

Published: Oct 20, 2017

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