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Die Behandlung des “starren Pneumothorax“

Die Behandlung des “starren Pneumothorax“ Aus den Sanatorien Sanitas und B ellavista. Davos (C h e fa rz t: I)r. E . R . Mordasini) l»ic lt)‘ li;in«lliin<| des . . s in n e n l ’ iieun io llio rax“ von K. R. M O R D A S I N I und K . \IIR l III. Bern Davos Herr Dr. Wernli hat in eindrücklicher Art und Weise die Spät- z ustände des Pneumothorax mit den möglichen Ausgängen und Kom­ plikationen dargelegt. Uns sei hier gestattet, a uf die Behandlung des ..starren Pneumothorax“ besonders einzugehen. Unter ..starrem Pneumothorax“ verstehen tvir einen Pneumothorax, hei dem aus verschiedenen Gründen die kollabierte Lunge ihre respira­ torische Ansdehnungsfähigkeit verloren hat. d. h. starr geworden ist. Sie ist damit leider oft für immer, weitgehend oder ganz aus der Atmung a usgeschaltel. Dies ist um so bedenklicher, als nicht nur der kranke < Iberlappen, sondern auch der Unterlappen für die Atmung verloren geht, der ja meistens frei von Tuberkulose ist. Der starre Pneumothorax bedeutet daher eine wesentliche Einschränkung der Lungenfunktion, die sich speziell dann infaust auswirkt, wenn früher oder später die Gegen­ lunge auch der Kollapstherapie bedarf, ganz abgesehen davon, daß diese Zustände mit der Zeit auch das Herz schwer belasten können. Der starre Pneumothorax ist ein so unglücklicher und folgen- schwerer Zustand für die Zukunft des Patienten, daß wir alle Mittel anwenden müssen, um seiner Entstehung vorzubeugen. Dies ist je ­ doch nur bei genauer Kenntnis seiner Ursachen möglich. Diese sind zur Hauptsache: 1. Die Pleuritis im Pneumothorax. 2. Das tuberkulöse Empyem. 3. Die unzweckmäßige Pneumothoraxführung. 4. Die stenosierende Bronchustuberkulose. Sorgfältige Indikationsstellung, sorgfältige Wahl des Zeitpunk­ tes der Pneumothorax-Anlage, sowie einwandfreie Pneumothorax­ führung sinil selbstverständliche Forderungen. Verwachsungen in einem frischen Pneumothorax sind innerhalb der ersten 2 Wochen zu durchtrennen, wobei eine Thorakoskopie M o r d a s i n i und A b b ü h l . Die B e h a n d l u n g . . . 359 nach jeder Pneumothorax-Anlage angezeigl ist. A u f zu ausgedehnte Tlwrakokaustik-Operatinnen mit allzu großen Ablösungen, die leider sehr oft von pleuritischen Komplikationen begleitet sind, ist zu verzichten. Die Weiterführung eines inkompletten Pneumothorax ist als un­ zweckmäßig und schädlich abzulehnen, denn auch sie führt fast durchwegs früher oder später zur Pleuritis und zur starren Lunge. Wir g( •hen jeden frisch angelegten Pneumothorax mit ausgedehn­ ten Verwachsungen, die nicht oder nur unter großen Gefahren zu durchtrennen sind, sofort wieder auf (Praxis N r. 22 4 L 194ö). Dabei lohnt sich der Versuch, den Pleuraraum durch eine am besten mit Kaolin hervorgerufene Pleuritis unter strikter Vermeidung einer größeren Schwarte, die die Atemfunktion ungünstig beeinflussen könnte, zu veröden. Die Resultate dieses Vorgehens sind, wie vor- kurzcin mitgeteilt werden konnte (Schweiz. Med. Wsclir. 46. 1950). überraschend: Während in einem Drittel der Fälle ein faßbarer Einfluß auf den Prozeß nicht nachgewiesen werden kann, kann es in einem weiteren Drittel zu einer wesentlichen Besserung und im letzten Drittel sogar zur klinischen und röntgenologischen Heilung des Prozesses mit de­ finitivem Schwund von Kavernen bis Mandarinengröße kommen. Eine nachteilige Wirkung auf den tuberkulösen Prozeß sahen wir bei dieser Methode sozusagen nie. Auch die Vervollständigung eines Pneumothorax durch eine offene Strangdurchtrennung, wie sie vor allem in skandinavischen Ländern vorgenommen wird, ist bei gesundem Unterlappen nicht zu empfehlen. Sic führt, wie aus der Literatur ersichtlich, fast durchwegs zu einer Pleuritis und daher sicher auch oft zur starren Lunge. Aus den glei­ chen Gründen glauben wir auch, daß der Pneumothorax mixte, d. h. die Ergänzung eines unvollständigen Pneumothorax durch eine Pneumo­ lyse bei gesundem Unterlappen abzulehnen ist. Eine fieberhafte Pleuritis im Pneumothorax kann ab und zu durch eine intramuskuläre Streptomycinkur in ihrer akuten Phase gestoppt werden. Häufige Abpunktionen des fibrinreichen Exsudates. Einstellen des Druckes auf deutlich negative Werte, lassen in den meisten Fällen eine ausgedehnte Verschwartung des Pneumothorax vermeiden. Dabei ist es grundlegend, daß der gesunde Unterlappen möglichst entfaltet bleibt. Dies bei nicht allzu schweren Oberlappen­ prozessen auch a uf die Gefahr hin, daß der Befund vom Kollaps zu­ nächst ungenügend erfaßt wird. 360 M o r d a s i n i und A h b U h l . Die Behandlung Es gelingt oft a uf diese Weise, den Unterlappen in seinen un­ teren Abschnitten mit der Brustwand zu verkleben, so daß der Pneumothorax selektiv mit leicht positiven Druckwerten weiter ge­ führt werden kann. Beim spezifischen Empyem im Pneumothorax sind grundsätz­ lich dieselben Maßnahmen am Platz, wie bei der Pleuritis. Die Lokal­ behandlung mit den modernen Antibiotica und Chemotherapeutiea hat uns persönlich enttäuscht. Sie leistet nicht viel mehr als die früheren aktiven Methoden. Etwas besser sind die Resultate bei der Kombination der Lokalbehandlung mit einer intensiven allgemeinen Streptomycinkur. Das Endresultat eines Empyems ist jedoch fast durchwegs trotz aller Maßnahmen ein starrer Pneumothorax. Und nun zur eigentlichen Therapie des ausgebildeten starren Pneumothorax: Durch Einstellen des Druckes a u f leicht negative Werte (etwa a u f — 10 — 20 cm Wasser) durch Abfüllungen in kurzen Abständen, oder auch durch Absaugen mit einem dünnen Katheter, kann ab und zu die Lunge noch ordentlich zur Entfaltung gebracht werden (Abb. 1-3). Im allgemeinen aber genügt das nicht. Die temporäre Zwerch­ fellähmung, kombiniert mit Pneumoperitoneum bew ährt sich in solchen 4 hl). I . Kall 1. R b d . vom 21. 1. 1948. Stark kollabierte starre Lunge nach Pneu­ m othorax-Em pyem : massive Streuung a u f der Gegenseite mit mehrfachem Zerfall. Abb. 2. F all 2. R b d . vom 8. 6. 1948. I nter Streptom ycinkur i. m .. Abpunktion des Eiters und negativ gehaltenem D ruck allmähliche Abheilung des Em pyem s und ordentliche E n tfaltung der rechten Lunge. <lcs ..starren Pneumothorax“ Fällen oft gut. Durch den Hochstand des Zwerchfells wird der intra- pleurale Raum verkleinert und besonders verkürzt, so daß die Lunge schon mechanisch der Brustwaml genähert wird. Ibl). 3. F a ll I. R b d . vom 9. 12. 1949. Nach Wiederausdehnung: der rechten Lunge ist links Pncum othoraxbchandlim g möglich. Verklebung des l ntcrlappens mittels Kaolinreizpleuritis zur Vermeidung von Vtemnot und Kreislaufbcschwerden. Abb. 4 . Fall 2. R b d . vorn 7. 5. 1943. Unvollständiger Pneum othorax, der über das chronische Em pyem zur starren Lunge führte. Abb. 5. F a ll. 2. R b d . vorn 9. 7. 1946. Status Phrenicusquctscbung und Pneumoperitoneum Abb. 6. F a ll 2. Rbd. vom 30. 12. 1946. Endresultat nach 7-Rippenplastik. - Patient seit 1946 voll arbeitsfähig. 3()2 M o r d a s i n i und \ h h i i l i l . Die BehandUm» Mit der Zeit gelingt es in den meisten Fällen, noch eine ordent­ liche E ntfaltung der Lunge zu erzielen, so daß nur eine mäßige Schwarte zurückhlcibt (Abh. 4-6). Wenn dann das Zwerchfell seine Funktion wieder erlangt, so ist die seinerzeit stark kollabierte starre Lunge mehr oder weniger weitgehend für die Atm ung wieder ge­ wonnen. Kleine Resthöhlen können in einzelnen Fällen mit Gomenol- öl aufgefüllt werden. Eine Besserung der Atemfunktion ist aber damit noch nicht erreicht, denn die funktionelle Restitution folgt erfahrungsgemäß nur langsam der Wiederentfaltung der Alveolen. Dabei ist aber die Tatsache von Bedeutung, daß durch die er­ zielte Verkleinerung des Hemithorax eine Verziehung des Media­ stinums mit l herdehnung der Gegenlunge und oft schädlichen Aus­ wirkungen a u f Herz und K reislauf vermieden werden kann. In einzelnen Fällen, bei denen durch die Wiederentfaltung der Lunge die Möglichkeit einer Reizung und Verschlechterung de< tu­ berkulösen Prozesses im überlappen bestellt, kann es gelingen, dank dem beschriebenen Vorgehen nur die unteren oder untersten A b ­ schnitte des Unterlappens mit der Brustwand zur Verklebung zu bringen. A u f diese Weise kann der verbleibende Pneumothorax dar­ über als Selektiv-Pneumothorax mit positiven Drucken geführt werden. Das weitere Vorgehen richtet sich zur Hauptsache nach dem Lungenprozeß. Bedarf dieser weiterer koilapstherapeutischer Maß­ nahmen, so ist eine Deckthorakoplaslik notwendig, bei der im allge­ meinen die Resektion von 5-7 Rippen genügt (Abh. i>). Bei Fällen, bei denen eine wesentliche E n tfaltun g der basalen Lungenabschnitte nicht erzielt werden konnte, müssen wir zur totalen oder subtotalen Thorakoplastik greifen. Diese ist auch dann angezeigt, wenn Ver­ ziehungen des Mediastinums bestehen. Die dadurch bedingten Kreis­ laufbeschwerden werden durch die Rückverlagerung des Herzens meist günstig beeinflußt. Bei ungünstiger Lage des Prozesses und bei gröberem Zerfall ist heute der großen Thorakoplastik die Pneumonektomie vorzuziehen (Abb. 7-8). Sie gibt, wie dies vor allem aus größeren amerikanischen und englischen Statistiken hervorgeht seit der Einführung der Intra­ trachealnarkose und des Streptomycins, auch hei der Tuberkulose gute Resultate. Dabei ist nicht zu vergessen, daß die Pneumonektomie nicht nur den Krankheitsherd entfernt, sondern auch die Atemfunktion der des „starren Pneumothorax“ 363 A b b . 7. F a ll 3. R b d . vom 30. 6. 1949. Starre Longe mit mehrfachem Zerfall unter Pneum othorax. Sta tu s iiaeh Phrenicusquetschli n g . Typische Indikation zur Pneu­ monektomie. Abb. 8. F all 3. R b d . vom 24. 1. 1950. Status nach Pneumonektomie. Ibb. 9. F a ll. 4 R b d . vom 22. I I . 1947. Pneumothorax bei Bronchustuberkulose führt zu massiver L ungenatelcktasc, während der tuberkulöse Prozeß weiter schreitet. Schwere Retentionserscheinungen. Fieberschübe. Abb. I I . l all 4. Rbd. vom I. 4. 1949. Status nach Pneumonektomie (18. 12. 1947). Gegenlunge kaum beeinflußt. Tatsächlich ist trotz der Entfernung eines großen Teiles atmender Lungenoberfläche. infolge der Mitent­ fernung des gesamten entsprechenden schädlichen Raumes und durch M o r d a s i n i und A b b ü h l , Die B e h a n d l u n g . . . das Vermeiden des Kurzschlusses im kleinen Kreislauf nach einer Pneu­ monektomie die I.ungenfunktion besser als nach einer großen Plastik. Eine Pleuropneumonektomie kommt hei Fällen mit unüberwind­ barem Empyem und noch aktiver Tuberkulose in Frage. Sie bedeu­ tet infolge der Ausdehnung und der technischen Schwierigkeiten der Operation für den Patienten zweifellos einen sehr großen Eingriff. Ahb. 10. Fall 1. Tom ogram m vom 10. 10. 1947. Mehrfacher Zerfall in der kolla­ bierten starren Lunge. Die ebenfalls von angloamerikanischen Autoren empfohlene De- corlicatio der starren Lunge stellt zweifelsohne einen weiteren Fort­ schritt dar. Sie ist aber wohl nur bei Fällen indiziert, bei denen der Prozeß in der starren Lunge ursprünglich nicht zu ausgedehnt war und nun als praktisch geheilt angesehen werden kann. Der Oleolhorax ist wegen seiner späteren Komplikationsmöglich­ keiten nicht mehr so beliebt wie früher. Wir reservieren ihn. wie oben erwähnt, für Italic mit kleinen starren Resthöhlen bei denen der Lungenprozeß als klinisch und röntgenologisch geheilt erscheint. Bei Bronchustuberkulose ist die Anlage eines Pneumothorax falsch E r führt durchwegs zu einer massiven irreversiblen Atelektase. Außerdem entstehen mit der Zeit ausgedehnte Bronchiektasien. mit immer wiederkehrenden Retensionserscheinungen. während der tu­ berkulöse Prozeß meistens nicht zur Abheilung kommt. Die einzig mögliche Therapie eines solchen starren Pneumothorax ist die Pneumon­ ektomie (Ahb. 9-11). http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Respiration Karger

Die Behandlung des “starren Pneumothorax“

Respiration , Volume 7 (6): 7 – Jan 1, 1950

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Publisher
Karger
Copyright
© 1950 S. Karger AG, Basel
ISSN
0025-7931
eISSN
1423-0356
DOI
10.1159/000191254
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Abstract

Aus den Sanatorien Sanitas und B ellavista. Davos (C h e fa rz t: I)r. E . R . Mordasini) l»ic lt)‘ li;in«lliin<| des . . s in n e n l ’ iieun io llio rax“ von K. R. M O R D A S I N I und K . \IIR l III. Bern Davos Herr Dr. Wernli hat in eindrücklicher Art und Weise die Spät- z ustände des Pneumothorax mit den möglichen Ausgängen und Kom­ plikationen dargelegt. Uns sei hier gestattet, a uf die Behandlung des ..starren Pneumothorax“ besonders einzugehen. Unter ..starrem Pneumothorax“ verstehen tvir einen Pneumothorax, hei dem aus verschiedenen Gründen die kollabierte Lunge ihre respira­ torische Ansdehnungsfähigkeit verloren hat. d. h. starr geworden ist. Sie ist damit leider oft für immer, weitgehend oder ganz aus der Atmung a usgeschaltel. Dies ist um so bedenklicher, als nicht nur der kranke < Iberlappen, sondern auch der Unterlappen für die Atmung verloren geht, der ja meistens frei von Tuberkulose ist. Der starre Pneumothorax bedeutet daher eine wesentliche Einschränkung der Lungenfunktion, die sich speziell dann infaust auswirkt, wenn früher oder später die Gegen­ lunge auch der Kollapstherapie bedarf, ganz abgesehen davon, daß diese Zustände mit der Zeit auch das Herz schwer belasten können. Der starre Pneumothorax ist ein so unglücklicher und folgen- schwerer Zustand für die Zukunft des Patienten, daß wir alle Mittel anwenden müssen, um seiner Entstehung vorzubeugen. Dies ist je ­ doch nur bei genauer Kenntnis seiner Ursachen möglich. Diese sind zur Hauptsache: 1. Die Pleuritis im Pneumothorax. 2. Das tuberkulöse Empyem. 3. Die unzweckmäßige Pneumothoraxführung. 4. Die stenosierende Bronchustuberkulose. Sorgfältige Indikationsstellung, sorgfältige Wahl des Zeitpunk­ tes der Pneumothorax-Anlage, sowie einwandfreie Pneumothorax­ führung sinil selbstverständliche Forderungen. Verwachsungen in einem frischen Pneumothorax sind innerhalb der ersten 2 Wochen zu durchtrennen, wobei eine Thorakoskopie M o r d a s i n i und A b b ü h l . Die B e h a n d l u n g . . . 359 nach jeder Pneumothorax-Anlage angezeigl ist. A u f zu ausgedehnte Tlwrakokaustik-Operatinnen mit allzu großen Ablösungen, die leider sehr oft von pleuritischen Komplikationen begleitet sind, ist zu verzichten. Die Weiterführung eines inkompletten Pneumothorax ist als un­ zweckmäßig und schädlich abzulehnen, denn auch sie führt fast durchwegs früher oder später zur Pleuritis und zur starren Lunge. Wir g( •hen jeden frisch angelegten Pneumothorax mit ausgedehn­ ten Verwachsungen, die nicht oder nur unter großen Gefahren zu durchtrennen sind, sofort wieder auf (Praxis N r. 22 4 L 194ö). Dabei lohnt sich der Versuch, den Pleuraraum durch eine am besten mit Kaolin hervorgerufene Pleuritis unter strikter Vermeidung einer größeren Schwarte, die die Atemfunktion ungünstig beeinflussen könnte, zu veröden. Die Resultate dieses Vorgehens sind, wie vor- kurzcin mitgeteilt werden konnte (Schweiz. Med. Wsclir. 46. 1950). überraschend: Während in einem Drittel der Fälle ein faßbarer Einfluß auf den Prozeß nicht nachgewiesen werden kann, kann es in einem weiteren Drittel zu einer wesentlichen Besserung und im letzten Drittel sogar zur klinischen und röntgenologischen Heilung des Prozesses mit de­ finitivem Schwund von Kavernen bis Mandarinengröße kommen. Eine nachteilige Wirkung auf den tuberkulösen Prozeß sahen wir bei dieser Methode sozusagen nie. Auch die Vervollständigung eines Pneumothorax durch eine offene Strangdurchtrennung, wie sie vor allem in skandinavischen Ländern vorgenommen wird, ist bei gesundem Unterlappen nicht zu empfehlen. Sic führt, wie aus der Literatur ersichtlich, fast durchwegs zu einer Pleuritis und daher sicher auch oft zur starren Lunge. Aus den glei­ chen Gründen glauben wir auch, daß der Pneumothorax mixte, d. h. die Ergänzung eines unvollständigen Pneumothorax durch eine Pneumo­ lyse bei gesundem Unterlappen abzulehnen ist. Eine fieberhafte Pleuritis im Pneumothorax kann ab und zu durch eine intramuskuläre Streptomycinkur in ihrer akuten Phase gestoppt werden. Häufige Abpunktionen des fibrinreichen Exsudates. Einstellen des Druckes auf deutlich negative Werte, lassen in den meisten Fällen eine ausgedehnte Verschwartung des Pneumothorax vermeiden. Dabei ist es grundlegend, daß der gesunde Unterlappen möglichst entfaltet bleibt. Dies bei nicht allzu schweren Oberlappen­ prozessen auch a uf die Gefahr hin, daß der Befund vom Kollaps zu­ nächst ungenügend erfaßt wird. 360 M o r d a s i n i und A h b U h l . Die Behandlung Es gelingt oft a uf diese Weise, den Unterlappen in seinen un­ teren Abschnitten mit der Brustwand zu verkleben, so daß der Pneumothorax selektiv mit leicht positiven Druckwerten weiter ge­ führt werden kann. Beim spezifischen Empyem im Pneumothorax sind grundsätz­ lich dieselben Maßnahmen am Platz, wie bei der Pleuritis. Die Lokal­ behandlung mit den modernen Antibiotica und Chemotherapeutiea hat uns persönlich enttäuscht. Sie leistet nicht viel mehr als die früheren aktiven Methoden. Etwas besser sind die Resultate bei der Kombination der Lokalbehandlung mit einer intensiven allgemeinen Streptomycinkur. Das Endresultat eines Empyems ist jedoch fast durchwegs trotz aller Maßnahmen ein starrer Pneumothorax. Und nun zur eigentlichen Therapie des ausgebildeten starren Pneumothorax: Durch Einstellen des Druckes a u f leicht negative Werte (etwa a u f — 10 — 20 cm Wasser) durch Abfüllungen in kurzen Abständen, oder auch durch Absaugen mit einem dünnen Katheter, kann ab und zu die Lunge noch ordentlich zur Entfaltung gebracht werden (Abb. 1-3). Im allgemeinen aber genügt das nicht. Die temporäre Zwerch­ fellähmung, kombiniert mit Pneumoperitoneum bew ährt sich in solchen 4 hl). I . Kall 1. R b d . vom 21. 1. 1948. Stark kollabierte starre Lunge nach Pneu­ m othorax-Em pyem : massive Streuung a u f der Gegenseite mit mehrfachem Zerfall. Abb. 2. F all 2. R b d . vom 8. 6. 1948. I nter Streptom ycinkur i. m .. Abpunktion des Eiters und negativ gehaltenem D ruck allmähliche Abheilung des Em pyem s und ordentliche E n tfaltung der rechten Lunge. <lcs ..starren Pneumothorax“ Fällen oft gut. Durch den Hochstand des Zwerchfells wird der intra- pleurale Raum verkleinert und besonders verkürzt, so daß die Lunge schon mechanisch der Brustwaml genähert wird. Ibl). 3. F a ll I. R b d . vom 9. 12. 1949. Nach Wiederausdehnung: der rechten Lunge ist links Pncum othoraxbchandlim g möglich. Verklebung des l ntcrlappens mittels Kaolinreizpleuritis zur Vermeidung von Vtemnot und Kreislaufbcschwerden. Abb. 4 . Fall 2. R b d . vorn 7. 5. 1943. Unvollständiger Pneum othorax, der über das chronische Em pyem zur starren Lunge führte. Abb. 5. F a ll. 2. R b d . vorn 9. 7. 1946. Status Phrenicusquctscbung und Pneumoperitoneum Abb. 6. F a ll 2. Rbd. vom 30. 12. 1946. Endresultat nach 7-Rippenplastik. - Patient seit 1946 voll arbeitsfähig. 3()2 M o r d a s i n i und \ h h i i l i l . Die BehandUm» Mit der Zeit gelingt es in den meisten Fällen, noch eine ordent­ liche E ntfaltung der Lunge zu erzielen, so daß nur eine mäßige Schwarte zurückhlcibt (Abh. 4-6). Wenn dann das Zwerchfell seine Funktion wieder erlangt, so ist die seinerzeit stark kollabierte starre Lunge mehr oder weniger weitgehend für die Atm ung wieder ge­ wonnen. Kleine Resthöhlen können in einzelnen Fällen mit Gomenol- öl aufgefüllt werden. Eine Besserung der Atemfunktion ist aber damit noch nicht erreicht, denn die funktionelle Restitution folgt erfahrungsgemäß nur langsam der Wiederentfaltung der Alveolen. Dabei ist aber die Tatsache von Bedeutung, daß durch die er­ zielte Verkleinerung des Hemithorax eine Verziehung des Media­ stinums mit l herdehnung der Gegenlunge und oft schädlichen Aus­ wirkungen a u f Herz und K reislauf vermieden werden kann. In einzelnen Fällen, bei denen durch die Wiederentfaltung der Lunge die Möglichkeit einer Reizung und Verschlechterung de< tu­ berkulösen Prozesses im überlappen bestellt, kann es gelingen, dank dem beschriebenen Vorgehen nur die unteren oder untersten A b ­ schnitte des Unterlappens mit der Brustwand zur Verklebung zu bringen. A u f diese Weise kann der verbleibende Pneumothorax dar­ über als Selektiv-Pneumothorax mit positiven Drucken geführt werden. Das weitere Vorgehen richtet sich zur Hauptsache nach dem Lungenprozeß. Bedarf dieser weiterer koilapstherapeutischer Maß­ nahmen, so ist eine Deckthorakoplaslik notwendig, bei der im allge­ meinen die Resektion von 5-7 Rippen genügt (Abh. i>). Bei Fällen, bei denen eine wesentliche E n tfaltun g der basalen Lungenabschnitte nicht erzielt werden konnte, müssen wir zur totalen oder subtotalen Thorakoplastik greifen. Diese ist auch dann angezeigt, wenn Ver­ ziehungen des Mediastinums bestehen. Die dadurch bedingten Kreis­ laufbeschwerden werden durch die Rückverlagerung des Herzens meist günstig beeinflußt. Bei ungünstiger Lage des Prozesses und bei gröberem Zerfall ist heute der großen Thorakoplastik die Pneumonektomie vorzuziehen (Abb. 7-8). Sie gibt, wie dies vor allem aus größeren amerikanischen und englischen Statistiken hervorgeht seit der Einführung der Intra­ trachealnarkose und des Streptomycins, auch hei der Tuberkulose gute Resultate. Dabei ist nicht zu vergessen, daß die Pneumonektomie nicht nur den Krankheitsherd entfernt, sondern auch die Atemfunktion der des „starren Pneumothorax“ 363 A b b . 7. F a ll 3. R b d . vom 30. 6. 1949. Starre Longe mit mehrfachem Zerfall unter Pneum othorax. Sta tu s iiaeh Phrenicusquetschli n g . Typische Indikation zur Pneu­ monektomie. Abb. 8. F all 3. R b d . vom 24. 1. 1950. Status nach Pneumonektomie. Ibb. 9. F a ll. 4 R b d . vom 22. I I . 1947. Pneumothorax bei Bronchustuberkulose führt zu massiver L ungenatelcktasc, während der tuberkulöse Prozeß weiter schreitet. Schwere Retentionserscheinungen. Fieberschübe. Abb. I I . l all 4. Rbd. vom I. 4. 1949. Status nach Pneumonektomie (18. 12. 1947). Gegenlunge kaum beeinflußt. Tatsächlich ist trotz der Entfernung eines großen Teiles atmender Lungenoberfläche. infolge der Mitent­ fernung des gesamten entsprechenden schädlichen Raumes und durch M o r d a s i n i und A b b ü h l , Die B e h a n d l u n g . . . das Vermeiden des Kurzschlusses im kleinen Kreislauf nach einer Pneu­ monektomie die I.ungenfunktion besser als nach einer großen Plastik. Eine Pleuropneumonektomie kommt hei Fällen mit unüberwind­ barem Empyem und noch aktiver Tuberkulose in Frage. Sie bedeu­ tet infolge der Ausdehnung und der technischen Schwierigkeiten der Operation für den Patienten zweifellos einen sehr großen Eingriff. Ahb. 10. Fall 1. Tom ogram m vom 10. 10. 1947. Mehrfacher Zerfall in der kolla­ bierten starren Lunge. Die ebenfalls von angloamerikanischen Autoren empfohlene De- corlicatio der starren Lunge stellt zweifelsohne einen weiteren Fort­ schritt dar. Sie ist aber wohl nur bei Fällen indiziert, bei denen der Prozeß in der starren Lunge ursprünglich nicht zu ausgedehnt war und nun als praktisch geheilt angesehen werden kann. Der Oleolhorax ist wegen seiner späteren Komplikationsmöglich­ keiten nicht mehr so beliebt wie früher. Wir reservieren ihn. wie oben erwähnt, für Italic mit kleinen starren Resthöhlen bei denen der Lungenprozeß als klinisch und röntgenologisch geheilt erscheint. Bei Bronchustuberkulose ist die Anlage eines Pneumothorax falsch E r führt durchwegs zu einer massiven irreversiblen Atelektase. Außerdem entstehen mit der Zeit ausgedehnte Bronchiektasien. mit immer wiederkehrenden Retensionserscheinungen. während der tu­ berkulöse Prozeß meistens nicht zur Abheilung kommt. Die einzig mögliche Therapie eines solchen starren Pneumothorax ist die Pneumon­ ektomie (Ahb. 9-11).

Journal

RespirationKarger

Published: Jan 1, 1950

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