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Vollendung im tragischen Scheitern

Vollendung im tragischen Scheitern Katharina Grätz Reto Winteler. Friedrich Nietzsche, der erste tragische Philosoph. Eine Entdeckung, Basel, Schwabe-Verlag 2014. In Ecce homo beansprucht Friedrich Nietzsche das Vorrecht, sich ,,selber als den ersten tragischen Philosophen zu verstehn" (EH, KSA 6, 312), wobei er freilich unter Berufung auf die Götzendämmerung eine eigene Auffassung des Tragischen zugrunde legt, mit der er sich von der aristotelischen Katharsislehre explizit distanziert: ,,Nicht um von Schrecken und Mitleiden loszukommen, nicht um sich von einem gefährlichen Affekt durch eine vehemente Entladung zu reinigen", sei das Tragische produktiv zu machen, ,,sondern um, über Schrecken und Mitleiden hinaus, die ewige Lust des Werdens selbst zu sein" (GD, KSA 6, 312). In diesem Sinn, so erklärt Nietzsche, gebe er den ersten tragischen Philosophen ab, das bedeute ,,den äussersten Gegensatz und Antipoden eines pessimistischen Philosophen" (ebd.), mithin den ersten Philosophen, der das Leben selbst noch in seinen erschreckendsten Dimensionen bejahe. Reto Winteler nimmt diese Selbststilisierung zum einsamen und vorbehaltlosen Bejaher einer tragischen Existenz zum Ausgangspunkt, um die innere Konsistenz von Nietzsches Werk am Leitfaden seiner Selbstaussagen und Selbstinterpretationen aufzuweisen. Erklärtes Ziel ist es, Nietzsche so zu verstehen wie er ,,sich selbst verstand und verstanden werden wollte" (S. 9). Dies sucht die Studie in vier http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Vollendung im tragischen Scheitern

Nietzscheforschung , Volume 23 (1) – Sep 12, 2016

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2016 by the
ISSN
1869-5604
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2016-0123
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Abstract

Katharina Grätz Reto Winteler. Friedrich Nietzsche, der erste tragische Philosoph. Eine Entdeckung, Basel, Schwabe-Verlag 2014. In Ecce homo beansprucht Friedrich Nietzsche das Vorrecht, sich ,,selber als den ersten tragischen Philosophen zu verstehn" (EH, KSA 6, 312), wobei er freilich unter Berufung auf die Götzendämmerung eine eigene Auffassung des Tragischen zugrunde legt, mit der er sich von der aristotelischen Katharsislehre explizit distanziert: ,,Nicht um von Schrecken und Mitleiden loszukommen, nicht um sich von einem gefährlichen Affekt durch eine vehemente Entladung zu reinigen", sei das Tragische produktiv zu machen, ,,sondern um, über Schrecken und Mitleiden hinaus, die ewige Lust des Werdens selbst zu sein" (GD, KSA 6, 312). In diesem Sinn, so erklärt Nietzsche, gebe er den ersten tragischen Philosophen ab, das bedeute ,,den äussersten Gegensatz und Antipoden eines pessimistischen Philosophen" (ebd.), mithin den ersten Philosophen, der das Leben selbst noch in seinen erschreckendsten Dimensionen bejahe. Reto Winteler nimmt diese Selbststilisierung zum einsamen und vorbehaltlosen Bejaher einer tragischen Existenz zum Ausgangspunkt, um die innere Konsistenz von Nietzsches Werk am Leitfaden seiner Selbstaussagen und Selbstinterpretationen aufzuweisen. Erklärtes Ziel ist es, Nietzsche so zu verstehen wie er ,,sich selbst verstand und verstanden werden wollte" (S. 9). Dies sucht die Studie in vier

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Sep 12, 2016

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