Get 20M+ Full-Text Papers For Less Than $1.50/day. Start a 14-Day Trial for You or Your Team.

Learn More →

Freigeister im Dialog. Nietzsche und Montaigne

Freigeister im Dialog. Nietzsche und Montaigne Jutta GeorgFreigeister im DialogNietzsche und MontaigneNietzsche und Michel Montaigne kann man ohne jeden Zweifel als Freigeister bezeichnen (ganz unabhängig von Nietzsches Topos der ‚freie Geist‘), weil sie weit über ihreZeit hinausweisend, Gedanken, Einsichten, Provokationen und Erkenntnisse formulierten, die gerade für unser Selbst-und Weltverhältnis unverzichtbar sind. DerRöckener Pastorensohn und der adelige Turmbewohner waren somit nicht nur Exterritoriale, auch wenn Montaigne Bürgermeister von Bordeaux und Nietzsche BaselerProfessor war, sondern im besten Sinne Unzeitgemäße. Montaigne gehört zu denwenigen Denkern, die Nietzsche uneingeschränkt bewunderte, ja, mit dem er sich ineiner gewissen Weise verwandt fühlte. Die erste Montaigne Ausgabe – („den ich sehrverehre“) – erhielt er von Richard Wagner – zu Weihnachten 1870 (KSB 3, 172, Brief-Nr.116).1 Nicht zuletzt, weil er sich hier dem „Alterthum näher [fühlte J. G.] als bei irgendwelcher Gruppe von sechs Autoren anderer Völker“ (WS, KSA 2, 646.)Anders als hierzulande, gehören die Essais: „Geschrieben zu Montaigne, am heutigen ersten März des Jahres eintausendfünfhundertachtzig“ (Mo, 5)2 zum kanonischen Kulturgut Frankreichs und damit selbstverständlich zum Unterrichtstoff. Die indrei Bücher unterteilten Essais, deren Aufbau ein Wechsel aus Text, Zitaten, Anekdoten und deren thematischer Wiederkehr ist, und darin einer Komposition gleichkommen, verkörpern von daher – und hier ist der Aufbau dem Inhalt nicht äußerlich –,eine http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Freigeister im Dialog. Nietzsche und Montaigne

Nietzscheforschung , Volume 24 (1): 22 – Aug 28, 2017

Loading next page...
 
/lp/de-gruyter/freigeister-im-dialog-nietzsche-und-montaigne-x1YoknmMNS

References

References for this paper are not available at this time. We will be adding them shortly, thank you for your patience.

Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2017 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2017-0025
Publisher site
See Article on Publisher Site

Abstract

Jutta GeorgFreigeister im DialogNietzsche und MontaigneNietzsche und Michel Montaigne kann man ohne jeden Zweifel als Freigeister bezeichnen (ganz unabhängig von Nietzsches Topos der ‚freie Geist‘), weil sie weit über ihreZeit hinausweisend, Gedanken, Einsichten, Provokationen und Erkenntnisse formulierten, die gerade für unser Selbst-und Weltverhältnis unverzichtbar sind. DerRöckener Pastorensohn und der adelige Turmbewohner waren somit nicht nur Exterritoriale, auch wenn Montaigne Bürgermeister von Bordeaux und Nietzsche BaselerProfessor war, sondern im besten Sinne Unzeitgemäße. Montaigne gehört zu denwenigen Denkern, die Nietzsche uneingeschränkt bewunderte, ja, mit dem er sich ineiner gewissen Weise verwandt fühlte. Die erste Montaigne Ausgabe – („den ich sehrverehre“) – erhielt er von Richard Wagner – zu Weihnachten 1870 (KSB 3, 172, Brief-Nr.116).1 Nicht zuletzt, weil er sich hier dem „Alterthum näher [fühlte J. G.] als bei irgendwelcher Gruppe von sechs Autoren anderer Völker“ (WS, KSA 2, 646.)Anders als hierzulande, gehören die Essais: „Geschrieben zu Montaigne, am heutigen ersten März des Jahres eintausendfünfhundertachtzig“ (Mo, 5)2 zum kanonischen Kulturgut Frankreichs und damit selbstverständlich zum Unterrichtstoff. Die indrei Bücher unterteilten Essais, deren Aufbau ein Wechsel aus Text, Zitaten, Anekdoten und deren thematischer Wiederkehr ist, und darin einer Komposition gleichkommen, verkörpern von daher – und hier ist der Aufbau dem Inhalt nicht äußerlich –,eine

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Aug 28, 2017

There are no references for this article.