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Die singende Seele

Die singende Seele 1Das Wort und die RedeMit der Erkenntnis der begrenzten Ausdrucksfähigkeit von Sprache bezüglich dessen, was ist und was Nietzsche unter anderem mit dem Gebiet der Empfindungen identifiziert, ringt der Autor bereits in Die Geburt der Tragödie. Entsprechend dazu die Ausführungen in den Nachgelassenen Fragmenten 1869–1874, NL 2[10], KSA 7, 47: Demnach ist die Musik im Unterschied zur Wortsprache einer „unendlichen Verdeutlichung“ fähig. Nietzsche fasst Wagners Musik als Sprache auf, „die wieder eine Erklärung [also einen sprachlichen, begrifflichen Eingriff] fordert“ (NL 30[111], KSA 8, 541). Der Vorwurf gegenüber Wagner ist darin begründet, dass dessen Dramenkonzeption die künstlerische Autonomie von Musik unterlaufe. Zudem sei das Wort „eine zu verbrauchte und abgenutzte Art sich mitzutheilen“ (NL 11[15], KSA 8, 202). In Richard Wagner erkennt er zu dieser Zeit noch jenen Künstler, der der Sprache zu einer neuen Höhe des Ausdrucks verholfen hat, wie sie dem Altgriechischen eigen sein mochte und wie sie Wagner in seinen musikalischen Dramen aus Nietzsches Sicht behandelt: als ästhetisches Element, das in der Konstellation aus Musik und Bewegung auf der Bühne die in der griechischen Tragödie verlorengegangene Einheit wiederfindet. Schon in Die Geburt der Tragödie lassen sich Anmerkungen Nietzsches finden, die auf ein abweichendes Verständnis um die ästhetische Funktion von Sprache gegenüber dem musikalischen Ausdruck http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Die singende Seele

Nietzscheforschung , Volume 29 (1): 34 – Dec 1, 2022

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/NIFO-2022-005
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Abstract

1Das Wort und die RedeMit der Erkenntnis der begrenzten Ausdrucksfähigkeit von Sprache bezüglich dessen, was ist und was Nietzsche unter anderem mit dem Gebiet der Empfindungen identifiziert, ringt der Autor bereits in Die Geburt der Tragödie. Entsprechend dazu die Ausführungen in den Nachgelassenen Fragmenten 1869–1874, NL 2[10], KSA 7, 47: Demnach ist die Musik im Unterschied zur Wortsprache einer „unendlichen Verdeutlichung“ fähig. Nietzsche fasst Wagners Musik als Sprache auf, „die wieder eine Erklärung [also einen sprachlichen, begrifflichen Eingriff] fordert“ (NL 30[111], KSA 8, 541). Der Vorwurf gegenüber Wagner ist darin begründet, dass dessen Dramenkonzeption die künstlerische Autonomie von Musik unterlaufe. Zudem sei das Wort „eine zu verbrauchte und abgenutzte Art sich mitzutheilen“ (NL 11[15], KSA 8, 202). In Richard Wagner erkennt er zu dieser Zeit noch jenen Künstler, der der Sprache zu einer neuen Höhe des Ausdrucks verholfen hat, wie sie dem Altgriechischen eigen sein mochte und wie sie Wagner in seinen musikalischen Dramen aus Nietzsches Sicht behandelt: als ästhetisches Element, das in der Konstellation aus Musik und Bewegung auf der Bühne die in der griechischen Tragödie verlorengegangene Einheit wiederfindet. Schon in Die Geburt der Tragödie lassen sich Anmerkungen Nietzsches finden, die auf ein abweichendes Verständnis um die ästhetische Funktion von Sprache gegenüber dem musikalischen Ausdruck

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Dec 1, 2022

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