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Geschichte als Medium des Philosophierens

Geschichte als Medium des Philosophierens Andreas Rupschus Friedrich Nietzsches Lutherbild „Festzuhalten ist, dass Nietzsche Luther bis zur Karikatur psychologisch typisiert“, er macht ihn zum „Typus des trotzigen religiösen Fanatikers“. Mit diesen Worten über den Aphorismus 358 der Fröhlichen Wissenschaft (FW, KSA 3, 602 ff.) macht Werner Stegmaier die Problematik des Luther-Bildes (nicht nur) des nachwagnerianischen Nietzsche insgesamt deutlich: Es ist hoffnungslos inadäquat. Dieser Umstand ist in der Vergangenheit von verschiedenen Autoren immer wieder im Einzelnen an Nietzsches Texten nachgewiesen worden. Über Luther lässt sich bei Nietzsche also letztlich wohl nur begrenzt etwas lernen. Umgekehrt aber ist Nietzsches Lutherbild höchst bezeichnend für einen wesentlichen Aspekt seiner Philosophie: Luther ist bei Nietzsche Teil einer manifesten Stilisierung der abendländischen Geistesgeschichte, die Nietzsche mit zunehmender Vehemenz betreibt, ja er ist eine zentrale Figur in den genealogischen Prozessen, die er als Bedingung seiner Gegenwart und seines Denkens begreift. Wenn dem so ist, kann Nietzsches Lutherbild beispielhaft zeigen, wie Nietzsche mit Geschichte überhaupt denkerisch umgeht, wie er es zum Medium seines Philosophierens macht. Ehe dies gezeigt werden kann, sind jedoch einige Überlegungen nötig zum Nutzen von Geschichte und wo Nietzsche ihn verortet. Sie führen uns zunächst vom reifen Nietzsche weg zum frühen Nietzsche, dem Autor der Zweiten Unzeitgemässen Betrachtung. Denn schon hier http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Nietzscheforschung de Gruyter

Geschichte als Medium des Philosophierens

Nietzscheforschung , Volume 23 (1): 14 – Sep 12, 2016

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© 2016 Akademie Verlag GmbH, Markgrafenstr. 12-14, 10969 Berlin.
ISSN
2191-9259
eISSN
2191-9259
DOI
10.1515/nifo-2016-0106
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Abstract

Andreas Rupschus Friedrich Nietzsches Lutherbild „Festzuhalten ist, dass Nietzsche Luther bis zur Karikatur psychologisch typisiert“, er macht ihn zum „Typus des trotzigen religiösen Fanatikers“. Mit diesen Worten über den Aphorismus 358 der Fröhlichen Wissenschaft (FW, KSA 3, 602 ff.) macht Werner Stegmaier die Problematik des Luther-Bildes (nicht nur) des nachwagnerianischen Nietzsche insgesamt deutlich: Es ist hoffnungslos inadäquat. Dieser Umstand ist in der Vergangenheit von verschiedenen Autoren immer wieder im Einzelnen an Nietzsches Texten nachgewiesen worden. Über Luther lässt sich bei Nietzsche also letztlich wohl nur begrenzt etwas lernen. Umgekehrt aber ist Nietzsches Lutherbild höchst bezeichnend für einen wesentlichen Aspekt seiner Philosophie: Luther ist bei Nietzsche Teil einer manifesten Stilisierung der abendländischen Geistesgeschichte, die Nietzsche mit zunehmender Vehemenz betreibt, ja er ist eine zentrale Figur in den genealogischen Prozessen, die er als Bedingung seiner Gegenwart und seines Denkens begreift. Wenn dem so ist, kann Nietzsches Lutherbild beispielhaft zeigen, wie Nietzsche mit Geschichte überhaupt denkerisch umgeht, wie er es zum Medium seines Philosophierens macht. Ehe dies gezeigt werden kann, sind jedoch einige Überlegungen nötig zum Nutzen von Geschichte und wo Nietzsche ihn verortet. Sie führen uns zunächst vom reifen Nietzsche weg zum frühen Nietzsche, dem Autor der Zweiten Unzeitgemässen Betrachtung. Denn schon hier

Journal

Nietzscheforschungde Gruyter

Published: Sep 12, 2016

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