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ZWISCHEN DEN DISKURSEN ODER INMITTEN DER ERFAHRUNG, WIE UND WO ENTSTEHT GESCHICHTE?

ZWISCHEN DEN DISKURSEN ODER INMITTEN DER ERFAHRUNG, WIE UND WO ENTSTEHT GESCHICHTE? Danish Yearbook ojPhilosophy, Vol. 48-49 (2013-2014),169-184 ZWISCHEN DEN DISKURSEN ODER INMITTEN DER ERFAHRUNG, WIE UND WO ENTSTEHT GESCHICHTE? MAREN WEHRLE Geschichtswissenschaft zwischen Diskurs und Erfahrung Spätestens seit den 1980er Jahren lässt sich eine Umkehrung in der Geschichts­ wissenschaft erkennen. Geschichte gilt nun immer weniger als Ausdruck einer großen einheitlichen Erzählung, die an wenigen Daten und Personen orientiert ist.' Statt sich an politischen Akteuren zu orientieren, die die Geschichte mit ihren Entscheidungen sozusagen "von oben" initiieren, versucht man nun die einzelnen Geschichten "von unten" zu erzählen und die Erfahrungen der Betei­ ligten in den Mittelpunkt zu rücken. Solche alltäglichen Erfahrungen und Er­ eignisse drücken sich nicht in expliziten Reden oder Handlungen aus, sondern implizit in Diskursen und Praktiken. Erfahrungen und Ereignisse formieren und stabilisieren sich in den wiederholenden Diskursen und Praktiken und be­ stimmen damit den Lauf der Geschichte in impliziter aber nichtsdestotrotz machtvoller Weise. Diese, wie ich sie nennen möchte, implizite Geschichte, geht dabei auf das Konzept einer Genealogie zurück, dass Foucault im Anschluss an Nietzsche entwirft. Die Genealogie als Ereignisgeschichte betont im Gegensatz zu her­ meneutischen Positionen die Einmaligkeit, Unerwartbarkeit und fehlende Fi­ nalität von Ereignissen. Statt den verborgenen Sinn und die Kontinuität hinter den historischen Quellen zu http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Danish Yearbook of Philosophy Brill

ZWISCHEN DEN DISKURSEN ODER INMITTEN DER ERFAHRUNG, WIE UND WO ENTSTEHT GESCHICHTE?

Danish Yearbook of Philosophy , Volume 48 (1): 16 – Oct 1, 2011

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Publisher
Brill
Copyright
Copyright © Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0070-2749
eISSN
2468-9300
DOI
10.1163/24689300_0480113
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Abstract

Danish Yearbook ojPhilosophy, Vol. 48-49 (2013-2014),169-184 ZWISCHEN DEN DISKURSEN ODER INMITTEN DER ERFAHRUNG, WIE UND WO ENTSTEHT GESCHICHTE? MAREN WEHRLE Geschichtswissenschaft zwischen Diskurs und Erfahrung Spätestens seit den 1980er Jahren lässt sich eine Umkehrung in der Geschichts­ wissenschaft erkennen. Geschichte gilt nun immer weniger als Ausdruck einer großen einheitlichen Erzählung, die an wenigen Daten und Personen orientiert ist.' Statt sich an politischen Akteuren zu orientieren, die die Geschichte mit ihren Entscheidungen sozusagen "von oben" initiieren, versucht man nun die einzelnen Geschichten "von unten" zu erzählen und die Erfahrungen der Betei­ ligten in den Mittelpunkt zu rücken. Solche alltäglichen Erfahrungen und Er­ eignisse drücken sich nicht in expliziten Reden oder Handlungen aus, sondern implizit in Diskursen und Praktiken. Erfahrungen und Ereignisse formieren und stabilisieren sich in den wiederholenden Diskursen und Praktiken und be­ stimmen damit den Lauf der Geschichte in impliziter aber nichtsdestotrotz machtvoller Weise. Diese, wie ich sie nennen möchte, implizite Geschichte, geht dabei auf das Konzept einer Genealogie zurück, dass Foucault im Anschluss an Nietzsche entwirft. Die Genealogie als Ereignisgeschichte betont im Gegensatz zu her­ meneutischen Positionen die Einmaligkeit, Unerwartbarkeit und fehlende Fi­ nalität von Ereignissen. Statt den verborgenen Sinn und die Kontinuität hinter den historischen Quellen zu

Journal

Danish Yearbook of PhilosophyBrill

Published: Oct 1, 2011

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