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Der "Polackenfürst von Offenbach"

Der "Polackenfürst von Offenbach" JÖRG K. HOENSCH Der "Polackenfürst von Offenbach" Jakób Józef Frank und seine Sekte der Frankisten Jak6b Jozef Frank, eine innerhalb des Judentums noch immer heftig umstrittene Gestalt, ist trotz der abenteuerlichen Begleitumstande seines Lebens heute weitgehend in Vergessenheit geraten, obgleich er in Ver- bindung mit den gekronten Hduptern seiner Zeit stand und sich auch Goethe fiir ihn interessierte. War der aus der ostpolnischen Provinz Podolien stammende Sektengr3nder, der sein Leben in Offenbach am Main beschlol3, wirklich nur ein Hochstapler, ein Scharlatan, ein Apo- stat, wie ihn bis heute seine Kritiker sehen, ein "Verfuhrer", der seine Anhanger vom orthodoxen Judentum uber den Katholizismus in den Abgrund des Nihilismus stol3en wollte? Oder strebte Frank, der den An- spruch erhob, die letzte Inkarnation des Messias zu sein, mit seinem an- archisch-wirren Lehrgebaude nur die rasche Emanzipation des Juden- tums und seine vollstandige Assimilation in der durch die Revolution gelauterten b3rgcrlich-dcmokratischcn, christlichen Gesellschaft an? Auch wenn dem Frankismus nicht dieselbe Bedeutung und Massen- wirksamkeit zukommt wie dem von Israel ben Eliezer, genannt Baal Shem Tov (1700-1760), fast gleichzeitig bcgrfndctcn Chassidismus, so wurde Franks Forderung, dem judischen Glauben abzuschw6ren und durch die Uberwindung der Konfessionsspaltung die Voraussetzungen fiir die Erlosung der Welt zu http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Brill

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Publisher
Brill
Copyright
© 1990 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0044-3441
eISSN
1570-0739
DOI
10.1163/157007390X00035
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Abstract

JÖRG K. HOENSCH Der "Polackenfürst von Offenbach" Jakób Józef Frank und seine Sekte der Frankisten Jak6b Jozef Frank, eine innerhalb des Judentums noch immer heftig umstrittene Gestalt, ist trotz der abenteuerlichen Begleitumstande seines Lebens heute weitgehend in Vergessenheit geraten, obgleich er in Ver- bindung mit den gekronten Hduptern seiner Zeit stand und sich auch Goethe fiir ihn interessierte. War der aus der ostpolnischen Provinz Podolien stammende Sektengr3nder, der sein Leben in Offenbach am Main beschlol3, wirklich nur ein Hochstapler, ein Scharlatan, ein Apo- stat, wie ihn bis heute seine Kritiker sehen, ein "Verfuhrer", der seine Anhanger vom orthodoxen Judentum uber den Katholizismus in den Abgrund des Nihilismus stol3en wollte? Oder strebte Frank, der den An- spruch erhob, die letzte Inkarnation des Messias zu sein, mit seinem an- archisch-wirren Lehrgebaude nur die rasche Emanzipation des Juden- tums und seine vollstandige Assimilation in der durch die Revolution gelauterten b3rgcrlich-dcmokratischcn, christlichen Gesellschaft an? Auch wenn dem Frankismus nicht dieselbe Bedeutung und Massen- wirksamkeit zukommt wie dem von Israel ben Eliezer, genannt Baal Shem Tov (1700-1760), fast gleichzeitig bcgrfndctcn Chassidismus, so wurde Franks Forderung, dem judischen Glauben abzuschw6ren und durch die Uberwindung der Konfessionsspaltung die Voraussetzungen fiir die Erlosung der Welt zu

Journal

Zeitschrift für Religions- und GeistesgeschichteBrill

Published: Jan 1, 1990

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