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Gernot Dallinger: Karl von Canitz und Dallwitz. Ein preußischer Minister des Vormärz (Veröffentlichungen aus den Archiven preußischer Kulturbesitz Bd. 3) G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Köln und Berlin 1969, 184 pp. mit 4 Abbildungen

Gernot Dallinger: Karl von Canitz und Dallwitz. Ein preußischer Minister des Vormärz... 373 Buchbesprechungen Politische Geschichte Gernot Dallinger: Karl von Canitz und Dallwitz. Ein preußischer Minister des Vormärz (Veröffentlichungen aus den Archiven preußischer Kulturbesitz Bd. 3) G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Köln und Berlin 1969, 184 pp. mit 4 Abbildun- gen. Von der historischen Forschung ist Karl von Canitz und Dallwitz bislang ver- nachlussigt worden. Es ist das Verdienst Gernot Dallingers mit der vorliegenden Arbeit diese Lucke geschlossen und zugleich in der Darstellung wesentlicher Sta- tionen der Lebensgeschichte des Freiherrn von Canitz einen Beitrag zu innen- und aui3enpolitischen Problemen Preugens geliefert zu haben. Canitz muf3 den bedeutenden preuf3ischen Politikern und Beratern Friedridi Wil- helm IV. in den Vormarzjahren zugerechnet werden. Wie vielen anderen Minister- kollegen vor und nach ihm, waren ihm zwar keine spektakuliren politischen Erfolge beschieden, doch sind seine politischen Konzeptionen geeignet, den geistespolitischen Hintergrund der Epoche Friedrich Wilhelm IV. auszuleuchten und im Detail die rein historische Kenntnis iiber diese Jahre zu bereichern. Weder liberalen Ideen zuneigend, noch mit der konservativen Fronde Friedrich Wilhelm IV. in allen ihren Vorstellungen sympathisierend, mui3te Canitz, wie die Ausf3hrungen Dallingers deutlich machen, mit seinen Plinen scheitern, Preugen im Inneren gestirkt durch eine standische Verfassung und gestützt auf einen belebten Deutschen Bund eine grof3ere aut3enpolitisdie Unabhangigkeit zu versdiaffen. In den ersten beiden Kapiteln seiner Arbeit untersucht Dallinger die personliche Entwicklung des spiteren Auf3enministers bis zum Regierungsantritt Friedrich Wil- helm IV., indem er seine militarische Laufbahn, seine AbhUngigkeit vom Kron- prinzenkreis, seine fruhe diplomatische Tatigkeit und seine Publikationen darstellt. In den beiden folgenden Kapiteln werden die politischen Konzeptionen und der Versuch ihrer Realisierung seit dem Jahre 1840 wahrend der gesamten Zeit in Wien und der Dienstjahre als Aut3enminister (1845-1848) mehr beispielhaft in ihrer innen-, aui3en- und bundespolitischen Verflechtungen nachgezeichnet. Interessant ist eine Auf3erung Canitz' zur Marzrevolution, die ihn als hellsichtig gegenüber der sozialen Frage ausweist, gleichzeitig aber auch ein bezeichnendes Licht auf die Regierungspolitik Friedrich Wilhelm IV. wirft. Midi bin noch jetzt", so schrieb er an Radowitz am 11. Mai 1848, "da die ganze Geschichte der preul3i- schen Monarchie hinter uns liegt, noch immer der Meinung, daB man mit einer befriedigenden Regulierung der inneren Verhiltnisse hitte beginnen mussen, daB die Idee einer standischen ... Monardlie keine unausfuhrbare Chimare war, dag die Realisierung dieser Idee den Konig nicht bloB in seinen Lindern, sondern in Deutschland und in Europa maditig gemacht hatte" (S. 96). Die glinzend geschriebene Darstellung stutzt sich neben der bekannten Literatur vor allem auf unbekannte Quellen des Geheimen Staatsarchivs Berlin. Zur Abrun- dung seiner Untersudiung hat Dallinger aber auch unbekannte Aktenbestande des Deutschen Zentralarchivs (Merseburg), des Gerlach-Archivs (Erlangen) und des Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Wien) herangezogen. Einen wertvollen Beitrag zur historischen Forschung bilden die im Anhang (S. 107-168) abgedruckten, bisher unveri5gentlichten Schriftstucke (u. a. zwei Briefe von Canitz an Metternich und zwei Briefe von Metternich an Canitz), die in der chronologischen Folge einen geschlossenen überblick Jber die politische Wirksamkeit von Canitz und einen Einblick in weltanschauliche Vorstellungen und historische Urteile des Auf3enmini- sters vermitteln. .. _ Hans Julius Schoeps Hans Julius Schoeps http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Brill

Gernot Dallinger: Karl von Canitz und Dallwitz. Ein preußischer Minister des Vormärz (Veröffentlichungen aus den Archiven preußischer Kulturbesitz Bd. 3) G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Köln und Berlin 1969, 184 pp. mit 4 Abbildungen

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Publisher
Brill
Copyright
© 1972 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0044-3441
eISSN
1570-0739
DOI
10.1163/157007372X00161
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Abstract

373 Buchbesprechungen Politische Geschichte Gernot Dallinger: Karl von Canitz und Dallwitz. Ein preußischer Minister des Vormärz (Veröffentlichungen aus den Archiven preußischer Kulturbesitz Bd. 3) G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Köln und Berlin 1969, 184 pp. mit 4 Abbildun- gen. Von der historischen Forschung ist Karl von Canitz und Dallwitz bislang ver- nachlussigt worden. Es ist das Verdienst Gernot Dallingers mit der vorliegenden Arbeit diese Lucke geschlossen und zugleich in der Darstellung wesentlicher Sta- tionen der Lebensgeschichte des Freiherrn von Canitz einen Beitrag zu innen- und aui3enpolitischen Problemen Preugens geliefert zu haben. Canitz muf3 den bedeutenden preuf3ischen Politikern und Beratern Friedridi Wil- helm IV. in den Vormarzjahren zugerechnet werden. Wie vielen anderen Minister- kollegen vor und nach ihm, waren ihm zwar keine spektakuliren politischen Erfolge beschieden, doch sind seine politischen Konzeptionen geeignet, den geistespolitischen Hintergrund der Epoche Friedrich Wilhelm IV. auszuleuchten und im Detail die rein historische Kenntnis iiber diese Jahre zu bereichern. Weder liberalen Ideen zuneigend, noch mit der konservativen Fronde Friedrich Wilhelm IV. in allen ihren Vorstellungen sympathisierend, mui3te Canitz, wie die Ausf3hrungen Dallingers deutlich machen, mit seinen Plinen scheitern, Preugen im Inneren gestirkt durch eine standische Verfassung und gestützt auf einen belebten Deutschen Bund eine grof3ere aut3enpolitisdie Unabhangigkeit zu versdiaffen. In den ersten beiden Kapiteln seiner Arbeit untersucht Dallinger die personliche Entwicklung des spiteren Auf3enministers bis zum Regierungsantritt Friedrich Wil- helm IV., indem er seine militarische Laufbahn, seine AbhUngigkeit vom Kron- prinzenkreis, seine fruhe diplomatische Tatigkeit und seine Publikationen darstellt. In den beiden folgenden Kapiteln werden die politischen Konzeptionen und der Versuch ihrer Realisierung seit dem Jahre 1840 wahrend der gesamten Zeit in Wien und der Dienstjahre als Aut3enminister (1845-1848) mehr beispielhaft in ihrer innen-, aui3en- und bundespolitischen Verflechtungen nachgezeichnet. Interessant ist eine Auf3erung Canitz' zur Marzrevolution, die ihn als hellsichtig gegenüber der sozialen Frage ausweist, gleichzeitig aber auch ein bezeichnendes Licht auf die Regierungspolitik Friedrich Wilhelm IV. wirft. Midi bin noch jetzt", so schrieb er an Radowitz am 11. Mai 1848, "da die ganze Geschichte der preul3i- schen Monarchie hinter uns liegt, noch immer der Meinung, daB man mit einer befriedigenden Regulierung der inneren Verhiltnisse hitte beginnen mussen, daB die Idee einer standischen ... Monardlie keine unausfuhrbare Chimare war, dag die Realisierung dieser Idee den Konig nicht bloB in seinen Lindern, sondern in Deutschland und in Europa maditig gemacht hatte" (S. 96). Die glinzend geschriebene Darstellung stutzt sich neben der bekannten Literatur vor allem auf unbekannte Quellen des Geheimen Staatsarchivs Berlin. Zur Abrun- dung seiner Untersudiung hat Dallinger aber auch unbekannte Aktenbestande des Deutschen Zentralarchivs (Merseburg), des Gerlach-Archivs (Erlangen) und des Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Wien) herangezogen. Einen wertvollen Beitrag zur historischen Forschung bilden die im Anhang (S. 107-168) abgedruckten, bisher unveri5gentlichten Schriftstucke (u. a. zwei Briefe von Canitz an Metternich und zwei Briefe von Metternich an Canitz), die in der chronologischen Folge einen geschlossenen überblick Jber die politische Wirksamkeit von Canitz und einen Einblick in weltanschauliche Vorstellungen und historische Urteile des Auf3enmini- sters vermitteln. .. _ Hans Julius Schoeps Hans Julius Schoeps

Journal

Zeitschrift für Religions- und GeistesgeschichteBrill

Published: Jan 1, 1972

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