Get 20M+ Full-Text Papers For Less Than $1.50/day. Start a 14-Day Trial for You or Your Team.

Learn More →

Vergleich

Vergleich 261 VERGLEICH Die europäische Nacht-Licht-Ideologie Ich kenne mich in englischer Folklore des frrhen 19. Jahrhunderts nicht aus und m6chte mich deshalb, in der Annahme, daB es sich um gemein-europdisches Volksgut handelt, darauf beschrdnken, einige Aus- dricke zusammenzustellen, die uns heute noch geldufig sind. Im Sprachbrockhaus heiBt es zwar, die Nacht sei ein Sinnbild des tiefen Friedens, der langen Ruhe. Doch scheint mir, daB in unserem Sprach- gebrauch und Volksglauben die negativen Bedeutungen fberwiegen. ,Dunkel, schwarz' verbinden wir mit den Bedeutungen bose, schlecht, kriminell ( "Im Dunkeln ist gut munkeln", "Jemand hinters Licht f uh- ren", lichtscheues Gesindel) ; unheimlich, unverstandlich, schrecklich (die Nacht des Kerkers, Nachtkrabb, Nachtmahr, Ungluck bringende schwarze Katze); geistesgestbrt (umnachtet); haBlich (" ... wie die Nacht"). In der christlichen Vorstellungswelt hat es zwei Bedeutungen. Es ist 1. die Farbe der Trauer und das Symbol des Todes, 2. steht es fiir das Bose schlechthin, die Siinde. Der Teufel, der "Herr der Finsternis", ist schwarz, die Holle ein dunkler Ort. Fur christliche Moralbegriffe ist alles, was mit ,Nachtleben" zu tun hat, ein Inbegriff des Unmoralischen. Bei "weiB, hell" dagegen stellen sich positive Assoziationen ein. Es kann bedeuten: sch6n, angenehm ( "lieblich wie der helle Tag"); intelligent (,,ein http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Brill

Loading next page...
 
/lp/brill/vergleich-YW81LWtehq

References

References for this paper are not available at this time. We will be adding them shortly, thank you for your patience.

Publisher
Brill
Copyright
© 1970 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0044-3441
eISSN
1570-0739
DOI
10.1163/157007370X00433
Publisher site
See Article on Publisher Site

Abstract

261 VERGLEICH Die europäische Nacht-Licht-Ideologie Ich kenne mich in englischer Folklore des frrhen 19. Jahrhunderts nicht aus und m6chte mich deshalb, in der Annahme, daB es sich um gemein-europdisches Volksgut handelt, darauf beschrdnken, einige Aus- dricke zusammenzustellen, die uns heute noch geldufig sind. Im Sprachbrockhaus heiBt es zwar, die Nacht sei ein Sinnbild des tiefen Friedens, der langen Ruhe. Doch scheint mir, daB in unserem Sprach- gebrauch und Volksglauben die negativen Bedeutungen fberwiegen. ,Dunkel, schwarz' verbinden wir mit den Bedeutungen bose, schlecht, kriminell ( "Im Dunkeln ist gut munkeln", "Jemand hinters Licht f uh- ren", lichtscheues Gesindel) ; unheimlich, unverstandlich, schrecklich (die Nacht des Kerkers, Nachtkrabb, Nachtmahr, Ungluck bringende schwarze Katze); geistesgestbrt (umnachtet); haBlich (" ... wie die Nacht"). In der christlichen Vorstellungswelt hat es zwei Bedeutungen. Es ist 1. die Farbe der Trauer und das Symbol des Todes, 2. steht es fiir das Bose schlechthin, die Siinde. Der Teufel, der "Herr der Finsternis", ist schwarz, die Holle ein dunkler Ort. Fur christliche Moralbegriffe ist alles, was mit ,Nachtleben" zu tun hat, ein Inbegriff des Unmoralischen. Bei "weiB, hell" dagegen stellen sich positive Assoziationen ein. Es kann bedeuten: sch6n, angenehm ( "lieblich wie der helle Tag"); intelligent (,,ein

Journal

Zeitschrift für Religions- und GeistesgeschichteBrill

Published: Jan 1, 1970

There are no references for this article.