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Zur Geschichtsauffassung Des Rabbinischen Judentums

Zur Geschichtsauffassung Des Rabbinischen Judentums ZUR GESCHICHTSAUFFASSUNG DES RABBINISCHEN JUDENTUMS* VON P. SCHÄFER Köln Es ist eine bekannte und allgemein akzeptierte Tatsache, daB das rabbinische Judentum - ganz im Gegensatz zum Judentum des Alten Testaments und auch zum sog. Fruhjudentum - keine Ge- schichtsschreibung (Historiographie) hervorgebracht hat. In der umfangreichen Literatur des rabbinischen Judentums findet sich - mit Ausnahme vielleicht der kleinen Schrift Seddr '41dm rabbäh, deren Entstehungszeit ganz unsicher ist und die auch kaum zur Geschichts- schreibung im engeren Sinne gerechnet werden kann - kein einziges Werk, das etwa in Form von Annalen oder einer Chronik eine Darstellung der udischen Geschichte bzw. einzelner Perioden dieser Geschichte versuchte. Zwar beschaftigt sich die rabbinische Literatur, die ja in erster Linie exegetische Literatur ist, Auslegung des Alten Testaments und Weiterbildung der darin enthaltenen Traditionen, mit der Vergangenheit, doch entspringt diese Beschaftigung mit der Vergangenheit niemals einem historiographischen Interesse, ist nicht mit der Absicht verbunden, die Vergangenheit als Geschichtsablauf in den Blick zu bekommen und festzuhalten. Was in der Vergangen- heit geschah, ist als historisches Faktum v6llig belanglos und fiir die Gegenwart irrelevant; bedeutsam ist es nur in einem bestimmten, meist ethisch motivierten, theologischen Zusammenhang 1). Das Fehlen jeglicher Historiographie bei den Rabbinen hat nun manche http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Journal for the Study of Judaism Brill

Zur Geschichtsauffassung Des Rabbinischen Judentums

Journal for the Study of Judaism , Volume 6 (2): 167 – Jan 1, 1975

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Publisher
Brill
Copyright
© 1975 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0047-2212
eISSN
1570-0631
DOI
10.1163/157006375X00222
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Abstract

ZUR GESCHICHTSAUFFASSUNG DES RABBINISCHEN JUDENTUMS* VON P. SCHÄFER Köln Es ist eine bekannte und allgemein akzeptierte Tatsache, daB das rabbinische Judentum - ganz im Gegensatz zum Judentum des Alten Testaments und auch zum sog. Fruhjudentum - keine Ge- schichtsschreibung (Historiographie) hervorgebracht hat. In der umfangreichen Literatur des rabbinischen Judentums findet sich - mit Ausnahme vielleicht der kleinen Schrift Seddr '41dm rabbäh, deren Entstehungszeit ganz unsicher ist und die auch kaum zur Geschichts- schreibung im engeren Sinne gerechnet werden kann - kein einziges Werk, das etwa in Form von Annalen oder einer Chronik eine Darstellung der udischen Geschichte bzw. einzelner Perioden dieser Geschichte versuchte. Zwar beschaftigt sich die rabbinische Literatur, die ja in erster Linie exegetische Literatur ist, Auslegung des Alten Testaments und Weiterbildung der darin enthaltenen Traditionen, mit der Vergangenheit, doch entspringt diese Beschaftigung mit der Vergangenheit niemals einem historiographischen Interesse, ist nicht mit der Absicht verbunden, die Vergangenheit als Geschichtsablauf in den Blick zu bekommen und festzuhalten. Was in der Vergangen- heit geschah, ist als historisches Faktum v6llig belanglos und fiir die Gegenwart irrelevant; bedeutsam ist es nur in einem bestimmten, meist ethisch motivierten, theologischen Zusammenhang 1). Das Fehlen jeglicher Historiographie bei den Rabbinen hat nun manche

Journal

Journal for the Study of JudaismBrill

Published: Jan 1, 1975

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