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Stare in den romanischen Sprachen

Stare in den romanischen Sprachen Arthur Schopenhauer fand es ,,höchst skandalös", daß die französische Sprache kein Verbum für ,,stehen" habe (Parerga und Paralipomena XXV, 309). Auch weltofienen und sprachenkundigen Menschen spielt die Muttersprache manchmal einen Streich. Diese auf den ersten Blick erstaunliche Lücke des Französischen muß man in einem größeren Zusammenhang sehen. Es geht ja nicht allein um das Stehen. Das Lateinische sagte stare für ,,stehen", sedere für ,,sitzen", jacerefüi ,,liegen". Das Französische sagt dafür ötre debout, assis, coucho, otendu, otaU, allongo, placo, poso usw. An die Stelle der Positionsverben ist die Verbindung von ,,sein" mit einem Partizip oder Adverb getreten. Warum sollte man auch Verben, die nichts anderes als eine Position bezeichnen, nicht durch ein In-einer-Position-Sein ersetzen können, wobei das Partizip den Zustand als Ergebnis eines Vorgangs, nämlich des Stellens, Setzens, Legens usw. darstellt ? Es geht auch nicht nur um das Französische. Die südliche Romania zeigt die gleiche Entwicklung, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Das Deutsche, mit stehen, sitzen, liegen, das Englische mit to stand, to sit, to lie, besitzen dem Lateinischen entsprechende Positionsverben. Die romanischen Sprachen haben sie dagegen fast aufgegeben, dafür neue Ausdrucksweisen entwickelt und für stare neue Verwendungen gefunden. Dieses romanische Phänomen gilt es zu verstehen und zu http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für romanische Philologie (ZrP) de Gruyter

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2009 Walter de Gruyter
ISSN
0049-8661
eISSN
1865-9063
DOI
10.1515/zrph.1965.81.5-6.423
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Abstract

Arthur Schopenhauer fand es ,,höchst skandalös", daß die französische Sprache kein Verbum für ,,stehen" habe (Parerga und Paralipomena XXV, 309). Auch weltofienen und sprachenkundigen Menschen spielt die Muttersprache manchmal einen Streich. Diese auf den ersten Blick erstaunliche Lücke des Französischen muß man in einem größeren Zusammenhang sehen. Es geht ja nicht allein um das Stehen. Das Lateinische sagte stare für ,,stehen", sedere für ,,sitzen", jacerefüi ,,liegen". Das Französische sagt dafür ötre debout, assis, coucho, otendu, otaU, allongo, placo, poso usw. An die Stelle der Positionsverben ist die Verbindung von ,,sein" mit einem Partizip oder Adverb getreten. Warum sollte man auch Verben, die nichts anderes als eine Position bezeichnen, nicht durch ein In-einer-Position-Sein ersetzen können, wobei das Partizip den Zustand als Ergebnis eines Vorgangs, nämlich des Stellens, Setzens, Legens usw. darstellt ? Es geht auch nicht nur um das Französische. Die südliche Romania zeigt die gleiche Entwicklung, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Das Deutsche, mit stehen, sitzen, liegen, das Englische mit to stand, to sit, to lie, besitzen dem Lateinischen entsprechende Positionsverben. Die romanischen Sprachen haben sie dagegen fast aufgegeben, dafür neue Ausdrucksweisen entwickelt und für stare neue Verwendungen gefunden. Dieses romanische Phänomen gilt es zu verstehen und zu

Journal

Zeitschrift für romanische Philologie (ZrP)de Gruyter

Published: Jan 1, 1965

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