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Reform oder Zerstörung? Universitäts- und Wissenschaftspolitik in Deutschland

Reform oder Zerstörung? Universitäts- und Wissenschaftspolitik in Deutschland Z S E 4 / 2004 ZUR AKTUELLEN SITUATION Reform oder Zerstörung? Universitäts- und Wissenschaftspolitik in Deutschland von Wolfgang Frühwald Am 18. August 2004 erschien in den deutschen Tageszeitungen eine Meldung darüber, dass sich die Hamburger Hochschulpolitik auf Anraten einer Kommission ,,derzeit am prognostizierten Absolventenbedarf des ,Wirtschaftsstandorts Hamburg` im Jahr 2012" ausrichte. Die entsprechenden Planungen, heißt es weiter, bedeuteten für die Geisteswissenschaften eine Halbierung ihrer Stellen. ,,Wissen deutsche Politiker, wozu Universitäten da sind?", fragte daraufhin der amerikanische Philosoph Richard Rorty in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und warnte in ungewöhnlich scharfen Tönen vor einer allein am scheinbar berechenbaren Bedarf orientierten Bildungspolitik: ,,Keine bedeutende amerikanische Universität würde auch nur eine Sekunde lang den Vorschlag ernst nehmen, den Umfang ihrer Geisteswissenschaften zu halbieren. Ein solcher Vorschlag eines Ministeriums würde nur als arroganter Versuch gewertet, das kulturelle Klima des Landes zu verändern." Aber die von ihm erhoffte Reaktion der deutschen Wissenschaftswelt, die Welle des Protestes, auch nur die einer allgemeinen Bestürzung, blieb aus. Die deutschen Universitäten (und nicht nur sie) sind offenkundig durch Finanznöte, kombiniert mit einer Reformeuphorie, die in die Substanz der Autonomie eindringt, so beansprucht, dass die Solidarität der Hochschulen darunter leidet. Für die Hochschulen sind im föderalistischen Staatsaufbau Deutschlands http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Staats- und Europawissenschaften de Gruyter

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Publisher
de Gruyter
Copyright
© Walter de Gruyter
ISSN
1610-7780
eISSN
1612-7013
DOI
10.1515/zfse.2004.2.4.501
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Abstract

Z S E 4 / 2004 ZUR AKTUELLEN SITUATION Reform oder Zerstörung? Universitäts- und Wissenschaftspolitik in Deutschland von Wolfgang Frühwald Am 18. August 2004 erschien in den deutschen Tageszeitungen eine Meldung darüber, dass sich die Hamburger Hochschulpolitik auf Anraten einer Kommission ,,derzeit am prognostizierten Absolventenbedarf des ,Wirtschaftsstandorts Hamburg` im Jahr 2012" ausrichte. Die entsprechenden Planungen, heißt es weiter, bedeuteten für die Geisteswissenschaften eine Halbierung ihrer Stellen. ,,Wissen deutsche Politiker, wozu Universitäten da sind?", fragte daraufhin der amerikanische Philosoph Richard Rorty in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und warnte in ungewöhnlich scharfen Tönen vor einer allein am scheinbar berechenbaren Bedarf orientierten Bildungspolitik: ,,Keine bedeutende amerikanische Universität würde auch nur eine Sekunde lang den Vorschlag ernst nehmen, den Umfang ihrer Geisteswissenschaften zu halbieren. Ein solcher Vorschlag eines Ministeriums würde nur als arroganter Versuch gewertet, das kulturelle Klima des Landes zu verändern." Aber die von ihm erhoffte Reaktion der deutschen Wissenschaftswelt, die Welle des Protestes, auch nur die einer allgemeinen Bestürzung, blieb aus. Die deutschen Universitäten (und nicht nur sie) sind offenkundig durch Finanznöte, kombiniert mit einer Reformeuphorie, die in die Substanz der Autonomie eindringt, so beansprucht, dass die Solidarität der Hochschulen darunter leidet. Für die Hochschulen sind im föderalistischen Staatsaufbau Deutschlands

Journal

Zeitschrift für Staats- und Europawissenschaftende Gruyter

Published: Dec 3, 2004

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