Get 20M+ Full-Text Papers For Less Than $1.50/day. Start a 14-Day Trial for You or Your Team.

Learn More →

Provozierte ,Gewalt‘ — Zur Poetologie des Drogenrauschs

Provozierte ,Gewalt‘ — Zur Poetologie des Drogenrauschs JÜRGEN SORING Unter dem Datum des 25. Dezember 1827 ist uns eine Notiz überliefert, in welcher Goethe die harsche Kritik an den Werken unseres Hoffmanns, die Sir Walter Scott in der Foreign Quarterly Review vom 1. Juli desselben Jahres geäußert hatte, seinen Lesern meint nicht genugsam empfehlen zu können 1 : Statt aller Definition und Erklärung trägt [Scott darin] eine kur%e Geschichte vor, wodurch das Natürlich-Wahre des Ahnungsvollen und Schauder haften vor den Geist gebracht wird; sodann %eigt er, wie von hier an die Einbildungskraft immer vorschreite, bis sie endlich, wenn sie keine höhere bändigende Kunst anerkennt, sich gan^ und gar ins Falsche verliert, das Gräßliche, Schreckliche ins Unnatürliche und Unmögliche steigert und %ulet%t gan% und gar Unerträgliches hervorbringt. Für diese ,Entgleisung* wird ein bestimmtes Versagen verantwortlich gemacht: das Außer-sich- und deshalb Außer-Kontrolle-Geraten der Einbildungskraft. Sie, die Imagination, ist offenbar ein ek-statisches, jedenfalls zu Exzessen neigendes Prinzip der Hervorbringung, zu dessen ,Bändigung* es eines Gegen-Prinzips, hier: der Kunst (wohl im Sinne von oder ars) bedarf. Diese Korrelation enthält eine Ästhetik in nuce, insofern man aus ihr die Forderung ableiten kann, Einbildungskraft und Kunst in ein Verhältnis des Gleichgewichts zu setzen, weil -- so Pseudo-Longinos -- 2 : ein http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Arcadia - Internationale Zeitschrift für Literaturwissenschaft / International Journal for Literary Studies de Gruyter

Loading next page...
 
/lp/de-gruyter/provozierte-gewalt-zur-poetologie-des-drogenrauschs-P4WQPFdRTZ

References

References for this paper are not available at this time. We will be adding them shortly, thank you for your patience.

Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2009 Walter de Gruyter
ISSN
0003-7982
eISSN
1613-0642
DOI
10.1515/arca.1993.28.2.142
Publisher site
See Article on Publisher Site

Abstract

JÜRGEN SORING Unter dem Datum des 25. Dezember 1827 ist uns eine Notiz überliefert, in welcher Goethe die harsche Kritik an den Werken unseres Hoffmanns, die Sir Walter Scott in der Foreign Quarterly Review vom 1. Juli desselben Jahres geäußert hatte, seinen Lesern meint nicht genugsam empfehlen zu können 1 : Statt aller Definition und Erklärung trägt [Scott darin] eine kur%e Geschichte vor, wodurch das Natürlich-Wahre des Ahnungsvollen und Schauder haften vor den Geist gebracht wird; sodann %eigt er, wie von hier an die Einbildungskraft immer vorschreite, bis sie endlich, wenn sie keine höhere bändigende Kunst anerkennt, sich gan^ und gar ins Falsche verliert, das Gräßliche, Schreckliche ins Unnatürliche und Unmögliche steigert und %ulet%t gan% und gar Unerträgliches hervorbringt. Für diese ,Entgleisung* wird ein bestimmtes Versagen verantwortlich gemacht: das Außer-sich- und deshalb Außer-Kontrolle-Geraten der Einbildungskraft. Sie, die Imagination, ist offenbar ein ek-statisches, jedenfalls zu Exzessen neigendes Prinzip der Hervorbringung, zu dessen ,Bändigung* es eines Gegen-Prinzips, hier: der Kunst (wohl im Sinne von oder ars) bedarf. Diese Korrelation enthält eine Ästhetik in nuce, insofern man aus ihr die Forderung ableiten kann, Einbildungskraft und Kunst in ein Verhältnis des Gleichgewichts zu setzen, weil -- so Pseudo-Longinos -- 2 : ein

Journal

Arcadia - Internationale Zeitschrift für Literaturwissenschaft / International Journal for Literary Studiesde Gruyter

Published: Jan 1, 1993

There are no references for this article.