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Kennt die mittelalterliche Philosophie die konstitutive Funktion des menschlichen Denkens? Eine Untersuchung zu Dietridi von Freiberg von Kurt Flasdi, Bochum Hat die mittelalterliche Philosophie den Versuch gemacht, die Übereinstimmung von Sache und Erkenntnis dadurch zu erklären, daß sich die Sache nach unserer Erkenntnis richte, nicht umgekehrt1? Zuviel scheint dagegen zu sprechen, diese kopernikanische Wendung mit historischem Beweisanspruch der älteren Metaphysik zuzuschreiben: Zwar sagt die berühmte Definition der Wahrheit als adaequatio rei et intellectus nichts darüber, ob die Erkenntnis sich nach vorgegebenen Gegenständen richtet oder ob sie diese konstituiert; auch war diese Definition im Mittelalter keineswegs von der kanonischen Geltung, die man ihr heute für die vorkantisdie Zeit gewöhnlich zuschreibt; sie war schließlich den verschiedensten Auslegungen zugänglich, und Albertus Magnus z.B. hat sie -- unter Berufung auf Aristoteles, ohne das Bewußtsein eines Eingriffs -- umformuliert: veritas est adaequatio rei ad intellectum2. Dennoch wurde sie oft in dem Sinne erklärt, daß Gottes schöpferische Kausalität die Dinge normiere und deren Kausalität unser Denken bestimme3. Unser Denken gilt dann als wesentlich rezeptiv; es hat die Aufgabe, die vorhandene natura rerum abzubilden, weil diese die göttliche Schöpfungsordnung darstelle. Der stoische Ausdruck und die stoische Grundanschauung vom Primat der vorhandenen Außenwelt wird mit dieser
Kant-Studien – de Gruyter
Published: Jan 1, 1972
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