DIE IDEE DER SCHÖNHEIT IM PLATONISMUS
Abstract
Methexis XVI (2003) p. 83-96 Artleulos DIE IDEE DER SCHÖNHEIT IM PLATONISMUS Die Platonische und neuplatonische Idee der Schönheit unterscheidet sich von allen anderen Konzeptionen des Schönen, welche die Geschichte der Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart kennt, ganz grundlegend dadurch, daß der Platonismus Schönheit als metaphysisches Prinzip konzipiert. Der systematische Ort des Schönen im Platonismus ist darum nicht die Ästhetik - eine philosophische Disziplin, die die gesamte vormoderne Philosophie überhaupt nicht kennt -, sondern die Metaphysik, die Erste Philosophie, die bei Platon selber Dialektik heißt und seit dem Mittelplatonismus daneben auch als Epoptik bezeichnet wird, d.h. als schauende Erkenntnis der Prinzipien alles Seienden. Im Rahmen der Metaphysik des Platonismus besitzt das Schöne nun einerseits einen allgemeinen ontologischen Aspekt und andererseits einen besonderen prinzipientheoretischen Aspekt; insofern die metaphysische Prinzipientheorie seit Aristoteles traditionellerweise Theologie heißt, kann man auch von einem theologischen Aspekt des Schönen im Platonismus sprechen. Hinzu kommt noch ein spezieller bildtheoretischer oder eikon%gischer Aspekt, der das sinnlich erscheinende Bild oder Kunstwerk als Repräsentation einer transzendenten Wirklichkeit begreift, die im Bild scheint und durchsichtig wird. Diese drei Aspekte der Idee der Schönheit, der ontologische, der theologische und der bildtheoretische, sind im Platonismus engstens miteinander verbunden; und es