JOSEPH EIN TÖLPEL?: Zur Josephgestalt in den Weihnachtsszenen des spätmittelalterlichen deutschen und französischen geistlichen Dramas
Abstract
JOSEPH EIN TOLPEL? Zur Josephgestalt in den Weihnachtsszenen des spatmittelalterlichen deutschen und franzasischen geistlichen Dramas von Conny van den Wildenberg-de Kroon - Amsterdam Joseph von Nazareth, von dem Matthaus (1,18-25; 2,1-23) und Lukas (1,27; 2,1-52) in ihren Weihnachtsevangelien nur knapp berichten, die Legendendichtung (Benz 1975) und die Apokryphen, besonders das Protoevangelium des Jakobus und das Pseudo-Matthausevangelium (Hennecke 1968) aber mehr Einzelheiten aufzahlen, gehOrt seit der friihesten Krippenverehrung, zu der Helena, die Mutter Konstantins des GroBen, im 4. Jahrhundert den Grundstein legte, der Sacra Familia an. In den Krippenfeiern noch Statue, wird er in den lateinischen Weihnachtsspielen eine lebende Gestalt, deren Rolle, wie in der Heiligen Familie iiberhaupt, zunachst passiv bleibt. Es sind die Hirten, die Magier, Herodes und Rachel, die das Spiel tragen. 1m kombinierten Rachelspiel, dem Freisinger "Ordo Rachelis" (11. Jh.), das nebst den festen Bestandteilen des reinen .~achelspiels (Tatungsszene und Rachelszene) die Fluchtszene nach Agypten aufnimmt, tritt Joseph zum ersten Mal aus seiner Passivitat hervor und erscheint als handelnde Gestalt. Nach der Warnung durch den Engel Joseph, Joseph surge! erhebt sich Joseph yom Boden, erklart Maria die Botschaft des Engels und fordert sie zur Flucht auf. Das Fleury-Spiel erweitert die Josephhandlul);g durch Hinzufiigung der biblischen Szene