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Männerphantasien

Männerphantasien MICHAEL SPÖTTEL Männerphantasien Bachofens Wirkung auf die völkerkundliche Konstruktion von Kultur I. Gelehrter Streit dariiber, ob archaische Gesellschaften ursprvnglich patriarchal oder matriarchal organisiert waren, ist die Geburtsstunde der modemen Ethnologie. Henry Sunder Maines 1861 erschienene Patriarchats- theorie ('Ancient Law') attackierte vier Jahre spdter John Ferguson McLennan in 'Primitive Marriage' mit der These, daB die ersten Verwandt- schaftssysteme matrilinear ausgerichtet gewesen seien. Ebenfalls 1861 pu- blizierte der Schweizer Rechtshistoriker Johann Jacob Bachofen seine Stu- die 'Das Mutterrecht'. Wahrend diese Studie in den USA und GroBbritanni- en zunachst kaum beachtet wurde,' hat sie im deutschsprachigen Raum Ober Jahrzehnte hinweg eine aul3erordentliche Wirkung entfalten k6nnen - und zwar weit iiber die Volkerkunde hinaus. Aus seiner Interpretation griechischer Mythen hat Bachofen eine drei- stufige Geschichtsphilosophie geformt. Bachofen ging von einem 'hetarischen' Urzustand der Menschheit aus, einem Stadium der freien Lie- be und des Urkommunismus. Der Hetarismus war allerdings ein MiBbrauch der Frauen durch die Manner. Erst die Institution der Ehe wirkt diesem Mil3- brauch entgegen. Es entsteht die geordnete Gynaikokratie, der eigentlich mutterrechtliche Zustand. Das "Sumpfleben" weicht dem Ackerbau, das ,,Urchaos" dem religiosen Kult und Mysterium. Frauen herrschen in der Familie, geben in der bffentlichen Politik den Ton an. Allmahlich verlieren sie http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Brill

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Publisher
Brill
Copyright
© 1998 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0044-3441
eISSN
1570-0739
DOI
10.1163/157007398X00208
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Abstract

MICHAEL SPÖTTEL Männerphantasien Bachofens Wirkung auf die völkerkundliche Konstruktion von Kultur I. Gelehrter Streit dariiber, ob archaische Gesellschaften ursprvnglich patriarchal oder matriarchal organisiert waren, ist die Geburtsstunde der modemen Ethnologie. Henry Sunder Maines 1861 erschienene Patriarchats- theorie ('Ancient Law') attackierte vier Jahre spdter John Ferguson McLennan in 'Primitive Marriage' mit der These, daB die ersten Verwandt- schaftssysteme matrilinear ausgerichtet gewesen seien. Ebenfalls 1861 pu- blizierte der Schweizer Rechtshistoriker Johann Jacob Bachofen seine Stu- die 'Das Mutterrecht'. Wahrend diese Studie in den USA und GroBbritanni- en zunachst kaum beachtet wurde,' hat sie im deutschsprachigen Raum Ober Jahrzehnte hinweg eine aul3erordentliche Wirkung entfalten k6nnen - und zwar weit iiber die Volkerkunde hinaus. Aus seiner Interpretation griechischer Mythen hat Bachofen eine drei- stufige Geschichtsphilosophie geformt. Bachofen ging von einem 'hetarischen' Urzustand der Menschheit aus, einem Stadium der freien Lie- be und des Urkommunismus. Der Hetarismus war allerdings ein MiBbrauch der Frauen durch die Manner. Erst die Institution der Ehe wirkt diesem Mil3- brauch entgegen. Es entsteht die geordnete Gynaikokratie, der eigentlich mutterrechtliche Zustand. Das "Sumpfleben" weicht dem Ackerbau, das ,,Urchaos" dem religiosen Kult und Mysterium. Frauen herrschen in der Familie, geben in der bffentlichen Politik den Ton an. Allmahlich verlieren sie

Journal

Zeitschrift für Religions- und GeistesgeschichteBrill

Published: Jan 1, 1998

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