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Wohin verschwand das katholische Bürgertum?

Wohin verschwand das katholische Bürgertum? ODED HEILBRONNER Wohin verschwand das katholische Bürgertum? Der Ort des katholischen Bürgertums in der neueren deutschen Historiographie* Die intensive Beschdftigung mit dem deutschen Biirgertum in der Forschung wdhrend des letzten Jahrzehnts zeichnete sich weitgehend dadurch aus, daB der Gesellschaftsgruppe, die die Historiker "Bürgertum" zu nennen pflegen, zundchst bestimmte Etiketten angeheftet und entsprechende Merkmale zugeschrieben wurden.1 Eines der in der Forschung wieder- holt zur Sprache kommenden Merkmale des Bfrgertums ist die religiose Weltanschauung. Es kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, daB es sich bei dem im Zentrum der Arbeiten vieler Historiker und Soziologen in Deutschland und im angelsachsischen Raum stehenden Biirgertum letztendlich um das protestantische stddtische Biirgertum handelt, wdh- rend das katholische Biirgertum von den entsprechenden Forschungs- arbeiten nicht berfcksichtigt wurde.1 Dieser Umstand ist um so erstaun- licher, wenn man sich der Tatsache bewuBt wird, daB im Verlauf der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts - also der im Zentrum der Arbeit uber das deutsche Biirgertum stehenden Epoche - Katholiken gut ein Drittel der Bevolkerung Deutschlands stellten. Ist es legitim, mit derartiger Leicht- 321 fertigkeit eine so grol3e und prdgnante Gruppe innerhalb der deutschen Gesellschaft jener Zeit zu iibergehen? Der vorliegende Aufsatz verfolgt drei Ziele: 1. Es sollen im vorliegenden http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Brill

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Publisher
Brill
Copyright
© 1995 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0044-3441
eISSN
1570-0739
DOI
10.1163/157007395X00030
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Abstract

ODED HEILBRONNER Wohin verschwand das katholische Bürgertum? Der Ort des katholischen Bürgertums in der neueren deutschen Historiographie* Die intensive Beschdftigung mit dem deutschen Biirgertum in der Forschung wdhrend des letzten Jahrzehnts zeichnete sich weitgehend dadurch aus, daB der Gesellschaftsgruppe, die die Historiker "Bürgertum" zu nennen pflegen, zundchst bestimmte Etiketten angeheftet und entsprechende Merkmale zugeschrieben wurden.1 Eines der in der Forschung wieder- holt zur Sprache kommenden Merkmale des Bfrgertums ist die religiose Weltanschauung. Es kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, daB es sich bei dem im Zentrum der Arbeiten vieler Historiker und Soziologen in Deutschland und im angelsachsischen Raum stehenden Biirgertum letztendlich um das protestantische stddtische Biirgertum handelt, wdh- rend das katholische Biirgertum von den entsprechenden Forschungs- arbeiten nicht berfcksichtigt wurde.1 Dieser Umstand ist um so erstaun- licher, wenn man sich der Tatsache bewuBt wird, daB im Verlauf der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts - also der im Zentrum der Arbeit uber das deutsche Biirgertum stehenden Epoche - Katholiken gut ein Drittel der Bevolkerung Deutschlands stellten. Ist es legitim, mit derartiger Leicht- 321 fertigkeit eine so grol3e und prdgnante Gruppe innerhalb der deutschen Gesellschaft jener Zeit zu iibergehen? Der vorliegende Aufsatz verfolgt drei Ziele: 1. Es sollen im vorliegenden

Journal

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte – Brill

Published: Jan 1, 1995

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