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Bernays und Schelling

Bernays und Schelling MISCELLANEA Bernays und Schelling Eine unbekannte Tagebuchaufzeichnung Der junge Altphilologe Jacob Bernays, spater durch eine bahnbrechende Arbeit 3ber den aristotelischen Begriff der Katharsis in der Tragodie ber3hmt geworden, erhielt im August 1848, zwischen Doktorpromotion und Habilitation, eine Einla- dung, den Philosophen Schelling in Bad Pyrmont zu besuchen. Im Jahr zuvor hatte er, auf den Rat seines Lehrers Ritschl in Bonn, seine Preisarbeit 3ber Lukrez an Schelling gesandt und eine freundliche Antwort erhalten, aus der zu seinem Erstau- nen hervorging, daf3 der Berliner Geheimrat sie genau gelesen hatte. Bernays hielt die Begegnung in einer eingehenden Tagebuchnotiz fest: "Von Freitag, 25. August 1848 bis Sonntag, 27ten August mit Schelling in Pyrmont zu- sammengewesen. Er ist jetzt 70 [73] Jahr alt. Kleine Statur, ein paar Zoll kleiner als ich, stammig, im Gesicht nichts von geistigem Anstrich auf3er den hellblauen, blitzenden Augen, Nase ungefahr wie Prof. Petersen, Stirn, so weit ich merken konnte, klein und schmalhautig und faltenreich. Im Gesprach nicht grade lebendig, aber auf alles eingehend, auf das Kleinste wie auf das Wichtigste, iiber eigentlich gelehrte Gegenstande durchaus bescheiden; er lieQ sich von mir die Stelle in Aristoteles' Metaphysyik [1061b7], ["die Dialektik und die Sophistik behandeln die Attribute der Dinge, die http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Brill

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Publisher
Brill
Copyright
© 1973 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0044-3441
eISSN
1570-0739
DOI
10.1163/157007373X00368
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Abstract

MISCELLANEA Bernays und Schelling Eine unbekannte Tagebuchaufzeichnung Der junge Altphilologe Jacob Bernays, spater durch eine bahnbrechende Arbeit 3ber den aristotelischen Begriff der Katharsis in der Tragodie ber3hmt geworden, erhielt im August 1848, zwischen Doktorpromotion und Habilitation, eine Einla- dung, den Philosophen Schelling in Bad Pyrmont zu besuchen. Im Jahr zuvor hatte er, auf den Rat seines Lehrers Ritschl in Bonn, seine Preisarbeit 3ber Lukrez an Schelling gesandt und eine freundliche Antwort erhalten, aus der zu seinem Erstau- nen hervorging, daf3 der Berliner Geheimrat sie genau gelesen hatte. Bernays hielt die Begegnung in einer eingehenden Tagebuchnotiz fest: "Von Freitag, 25. August 1848 bis Sonntag, 27ten August mit Schelling in Pyrmont zu- sammengewesen. Er ist jetzt 70 [73] Jahr alt. Kleine Statur, ein paar Zoll kleiner als ich, stammig, im Gesicht nichts von geistigem Anstrich auf3er den hellblauen, blitzenden Augen, Nase ungefahr wie Prof. Petersen, Stirn, so weit ich merken konnte, klein und schmalhautig und faltenreich. Im Gesprach nicht grade lebendig, aber auf alles eingehend, auf das Kleinste wie auf das Wichtigste, iiber eigentlich gelehrte Gegenstande durchaus bescheiden; er lieQ sich von mir die Stelle in Aristoteles' Metaphysyik [1061b7], ["die Dialektik und die Sophistik behandeln die Attribute der Dinge, die

Journal

Zeitschrift für Religions- und GeistesgeschichteBrill

Published: Jan 1, 1973

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