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Martin Greschat: Zwischen Tradition und neuem Anfang. Valentin Ernst Löscher und der Ausgang der lutherischen Orthodoxie (Untersuchungen zur Kirchengeschichte Bd. 5), Luther-Verlag, Witten 1971, 414 pp

Martin Greschat: Zwischen Tradition und neuem Anfang. Valentin Ernst Löscher und der Ausgang der... 285 An Hand der beigegebenen Anmerkungen findet der interessierte Leser einen leichten Zugang in die Spezialliteratur, die dieser sorgfaltigen, leicht lesbaren und als Einf3hrung in den Pietismus bestens geeigneten Darstellung zugrunde liegen. Udo Tworuschka Buchbesprechungen Martin Greschat: Zwischen Tradition und neuem Anfang. Valentin Ernst Löscher und der Ausgang der lutherischen Orthodoxie (Untersuchungen zur Kirchen- geschichte Bd. 5), Luther-Verlag, Witten 1971, 414 pp. Ober V. E. Loscher ist lange nicht gearbeitet worden. Das lag unter anderem daran, daf3 die meisten archivalischen Quellen in Bibliotheken und Archiven der DDR lagern. M. Greschat hat Zugang zu ihnen erhalten und dabei audi mancherlei Unterst3tzung erfahren. In dieser seiner Habilitationsschrift verbindet er biographi- sche Fragestellungen mit theologiegeschichtlichen. Es wird das neue Welt- und Menschenverstandnis skizziert, wie es sich um 1700 in Aufklarung und Pietismus entwickelte. Loscher hat dagegen erhebliche Vorbehalte gehabt. Das Gewicht der Tradition wurde von ihm gegen die ins Feld gef3hrt, die sich neuen Meinungen allzu unreflektiert anschlossen. Gleichzeitig hat er sich aber - das wird im Unter- schied zu alteren Darstellungen mit Recht betont - den fr6mmigkeitsgeschicht- lichen Motiven von zahlreichen Theologen seiner Zeit nicht ganz verschlossen, den Intellekt verteidigt und die Vernunft allem Fuhlen und Empfinden ubergeordnet. Dadurch gewann die von Loscher vertretene pura doctrina eine gewisse Flexibilitat, die aber letztlich doch nicht ausreichte, seinen aufgeklarten oder pietistischen Zeitgenossen das lutherische Erbe uberzeugend zu vermitteln. Eine nutzliche Bibliographie der Werke dieses letzten grof3en orthodoxen Lutheraners, bei der Gresdhat auf Vorarbeiten von K. Petzoldt zuriickgreifen konnte, sdzliei3t den Band ab. Wenn auch keine umfassende Biographie und keine erschopfende theologie- geschichtliche Analyse geboten wird - der Verfasser hat sein Ziel ausdriicklich geringer angesetzt -, so vermittelt dieser Beitrag doch wichtige Einsichten in einen allzu wenig beachteten Abschnitt abendlandischer Geschichte. Gerhard Müller Buchbesprechungen H. Jedin (Hrsg.): Handbuch der Kirchengeschichte. Band V: Die Kirche im Zeit- alter des Absolutismus und der Aufklärung, Verlag Herder Freiburg/Basel/Wien 1970. Die Autoren dieses 5. Bandes der umfassenden Kirchengeschichte haben sich ein hohes Ziel gesteckt: einen Beitrag zur Oberwindung der gegenwartigen Kirchen- krise zu liefern. Kirche im Obergang - diese Charakterisierung der Lage der Kirchen im Zeitalter des Absolutismus und der Aufklarung unterstellt freilich nicht ganz zu unrecht eine aktuelle Bedeutung der dargestellten Epoche fiir die Gegenwart des kirchlichen Lebens. In der Mitte des 17. Jahrhunderts begann die Loslosung der Kirche aus ihrer festen Verbindung mit der Gesellschaft, die sie sich im 16. Jahrhundert trotz der Kirchenspaltung nodi zu bewahren gewuf3t hatte. Die Kirche beginnt mehr und mehr ein Eigenleben zu führen und versucht, aui3eren und inneren Schwierigkeiten zunachst durch Traditionalismus zu begegnen. Die Kirche verliert weithin die Mitbestimmung im Feld der Politik und der Geistesgesdiichte, erreicht aber gleichzeitig in der Kunst des Barodi eine hohe kulturelle Blute, die eine neue, tiefe Spiritualitat des religiosen Lebens in Europa spiegelt. http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Brill

Martin Greschat: Zwischen Tradition und neuem Anfang. Valentin Ernst Löscher und der Ausgang der lutherischen Orthodoxie (Untersuchungen zur Kirchengeschichte Bd. 5), Luther-Verlag, Witten 1971, 414 pp

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Publisher
Brill
Copyright
© 1973 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0044-3441
eISSN
1570-0739
DOI
10.1163/157007373X00287
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Abstract

285 An Hand der beigegebenen Anmerkungen findet der interessierte Leser einen leichten Zugang in die Spezialliteratur, die dieser sorgfaltigen, leicht lesbaren und als Einf3hrung in den Pietismus bestens geeigneten Darstellung zugrunde liegen. Udo Tworuschka Buchbesprechungen Martin Greschat: Zwischen Tradition und neuem Anfang. Valentin Ernst Löscher und der Ausgang der lutherischen Orthodoxie (Untersuchungen zur Kirchen- geschichte Bd. 5), Luther-Verlag, Witten 1971, 414 pp. Ober V. E. Loscher ist lange nicht gearbeitet worden. Das lag unter anderem daran, daf3 die meisten archivalischen Quellen in Bibliotheken und Archiven der DDR lagern. M. Greschat hat Zugang zu ihnen erhalten und dabei audi mancherlei Unterst3tzung erfahren. In dieser seiner Habilitationsschrift verbindet er biographi- sche Fragestellungen mit theologiegeschichtlichen. Es wird das neue Welt- und Menschenverstandnis skizziert, wie es sich um 1700 in Aufklarung und Pietismus entwickelte. Loscher hat dagegen erhebliche Vorbehalte gehabt. Das Gewicht der Tradition wurde von ihm gegen die ins Feld gef3hrt, die sich neuen Meinungen allzu unreflektiert anschlossen. Gleichzeitig hat er sich aber - das wird im Unter- schied zu alteren Darstellungen mit Recht betont - den fr6mmigkeitsgeschicht- lichen Motiven von zahlreichen Theologen seiner Zeit nicht ganz verschlossen, den Intellekt verteidigt und die Vernunft allem Fuhlen und Empfinden ubergeordnet. Dadurch gewann die von Loscher vertretene pura doctrina eine gewisse Flexibilitat, die aber letztlich doch nicht ausreichte, seinen aufgeklarten oder pietistischen Zeitgenossen das lutherische Erbe uberzeugend zu vermitteln. Eine nutzliche Bibliographie der Werke dieses letzten grof3en orthodoxen Lutheraners, bei der Gresdhat auf Vorarbeiten von K. Petzoldt zuriickgreifen konnte, sdzliei3t den Band ab. Wenn auch keine umfassende Biographie und keine erschopfende theologie- geschichtliche Analyse geboten wird - der Verfasser hat sein Ziel ausdriicklich geringer angesetzt -, so vermittelt dieser Beitrag doch wichtige Einsichten in einen allzu wenig beachteten Abschnitt abendlandischer Geschichte. Gerhard Müller Buchbesprechungen H. Jedin (Hrsg.): Handbuch der Kirchengeschichte. Band V: Die Kirche im Zeit- alter des Absolutismus und der Aufklärung, Verlag Herder Freiburg/Basel/Wien 1970. Die Autoren dieses 5. Bandes der umfassenden Kirchengeschichte haben sich ein hohes Ziel gesteckt: einen Beitrag zur Oberwindung der gegenwartigen Kirchen- krise zu liefern. Kirche im Obergang - diese Charakterisierung der Lage der Kirchen im Zeitalter des Absolutismus und der Aufklarung unterstellt freilich nicht ganz zu unrecht eine aktuelle Bedeutung der dargestellten Epoche fiir die Gegenwart des kirchlichen Lebens. In der Mitte des 17. Jahrhunderts begann die Loslosung der Kirche aus ihrer festen Verbindung mit der Gesellschaft, die sie sich im 16. Jahrhundert trotz der Kirchenspaltung nodi zu bewahren gewuf3t hatte. Die Kirche beginnt mehr und mehr ein Eigenleben zu führen und versucht, aui3eren und inneren Schwierigkeiten zunachst durch Traditionalismus zu begegnen. Die Kirche verliert weithin die Mitbestimmung im Feld der Politik und der Geistesgesdiichte, erreicht aber gleichzeitig in der Kunst des Barodi eine hohe kulturelle Blute, die eine neue, tiefe Spiritualitat des religiosen Lebens in Europa spiegelt.

Journal

Zeitschrift für Religions- und GeistesgeschichteBrill

Published: Jan 1, 1973

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