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Buchbesprechungen

Buchbesprechungen 291 tungsweise stellte die deutsche Philosophie in einen sehr viel grof3eren Zusammen- hang, als er fiir die tatsachlichen Verbindungslinien von deutschem Denken und deutscher Politik, insbesondere des Nationalsozialismus, fruchtbar zu sein scheint. Lukacs geht in seinem Werk von der Annahme aus, daB der von Marx und Engels entwickelte historische und dialektische Materialismus die H6he der Vemunft darstelle, und daB jede Abweichung von diesen Erkenntnismal3staben bereits Irrationalismus ist. Diese dogmatische Setzung der Wahrheit verschiebt natiirlich von vornherein das Bild, und man kann Lukacs den kapitalen Vorwurf nicht ersparen, daB seine harte Kritik an der deutschen Philosophie seit Schelling durch die ohne weitere rationale Priifung als philosophische und historische Wahrheit ausge- gebene Marx-Engels-Leninsche Position selbst ein irrationales Moment zur Vor- aussetzung hat. Immerhin hat er eine Perspektive zu eroffnen vermocht, die fiir das Verstandnis der deutschen Geistesgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts nicht ganz ohne Bedeutung ist, und die trotz der vor allem im zweiten Teil des Buches haufigen Ubertreibungen und Entstellungen eine M6glichkeit zu echter Auseinandersetzung in sich tragt. Die weltanschauliche Literatur der 20er Jahre zum Beispiel, die in ihrer Scharfe und Einseitigkeit der Weimarer Demo- kratie den geistigen Boden entzog, steckt weithin voller Irrationalismen und trotzt von unerbittlichen http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Brill

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Publisher
Brill
Copyright
© 1957 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0044-3441
eISSN
1570-0739
DOI
10.1163/157007357X00221
Publisher site
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Abstract

291 tungsweise stellte die deutsche Philosophie in einen sehr viel grof3eren Zusammen- hang, als er fiir die tatsachlichen Verbindungslinien von deutschem Denken und deutscher Politik, insbesondere des Nationalsozialismus, fruchtbar zu sein scheint. Lukacs geht in seinem Werk von der Annahme aus, daB der von Marx und Engels entwickelte historische und dialektische Materialismus die H6he der Vemunft darstelle, und daB jede Abweichung von diesen Erkenntnismal3staben bereits Irrationalismus ist. Diese dogmatische Setzung der Wahrheit verschiebt natiirlich von vornherein das Bild, und man kann Lukacs den kapitalen Vorwurf nicht ersparen, daB seine harte Kritik an der deutschen Philosophie seit Schelling durch die ohne weitere rationale Priifung als philosophische und historische Wahrheit ausge- gebene Marx-Engels-Leninsche Position selbst ein irrationales Moment zur Vor- aussetzung hat. Immerhin hat er eine Perspektive zu eroffnen vermocht, die fiir das Verstandnis der deutschen Geistesgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts nicht ganz ohne Bedeutung ist, und die trotz der vor allem im zweiten Teil des Buches haufigen Ubertreibungen und Entstellungen eine M6glichkeit zu echter Auseinandersetzung in sich tragt. Die weltanschauliche Literatur der 20er Jahre zum Beispiel, die in ihrer Scharfe und Einseitigkeit der Weimarer Demo- kratie den geistigen Boden entzog, steckt weithin voller Irrationalismen und trotzt von unerbittlichen

Journal

Zeitschrift für Religions- und GeistesgeschichteBrill

Published: Jan 1, 1957

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