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In Erinnerung an Gerd a. Wewers (1944-1985)

In Erinnerung an Gerd a. Wewers (1944-1985) IN ERINNERUNG AN GERD A. WEWERS (1944-1985). Am 13. Dezember starb Gerd A. Wewers. 41 Jahre ist er alt geworden. Eine Gehirnblutung, Folge schwerer beruflicher Spannungen, beendete sein Leben. Erschiittert schauen wir zurilck und suchen nach Sinn in dem schrecklichen Geschehen. Gerd A. Wewers hatte 1974 an der Theologi- schen Fakultät der Universität G6ttingen promoviert. Geheimnis und Ge- heimhaltung im rabbinischen Judentum erschien ein Jahr später, Charles Horowitz gewidmet. Es zog Wewers nicht an die Universität. Als Pfarrer ging er nach Salzgitter-Lebenstedt, einer Industriestadt im Braunschwei- gischen. Neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit übersetzte er in gr6sster asketischer Disziplin täglich Stiick fur Stück Traktate des Talmud Yeru- shalmi, eines vernachlässigten Teiles rabbinischer Literatur. Ich bin - so schrieb er mir einmal - alter Horowitz-Schüler und setze damit seine durch den Tod unterbrochene Arbeit fort". Man kann nicht von Uberset- zung sprechen: Wewers sichtete und verarbeitete Druckausgaben und handschriftliche Uberlieferungen, schrieb einen fortlaufende Kommentar mit wertvollen Erkenntnissen, erstellte Register, die alles erschlossen. In- nerhalb weniger Jahre erschienen: Avoda Zara, Sanhedrin, Bavot, Makkot und Shevuot, Hagiga, Horayot und - wenige Wochen vor seinem Tode - Terumot. Daneben schrieb er noch für Kairos (1980 und 1982) und für die ZRGG (1984) Artikel zur rabbinischen Theologie. Gerd Wewers erbrachte diese unglaubliche Leistung als Pfarrer der braunschweigischen Landes- kirche und als christlicher Theologe. Im Jahre 1983 hatte sich Wewers mit Probleme der Bavot- Traktate in G6t- tingen habilitiert (erschien 1984). Er geht in diesem Buch auf die verschie- denartigen Parallelversionen in den drei Bavot-Traktaten ein. Unabgeschlossenheit und Offenheit kennzeichnen die Textlage. Beide Be- griffe aber bezeichnen fiir Wewers auch theologische Einsichten. Der Zu- stand der Gerechtigkeit ist (noch) nicht erreicht, Recht kann daher (noch) nicht eindeutig sein. Wewers war auf der Suche nach theologischen Inter- pretationskategorien und fand sie in diesen Begriffen. Am Ende seiner Probleme der Bavot-Traktate weist er darauf hin, dass diese Offenheit ei- nen Wirklichkeitsbezug der Texte begriindet. "Das Recht des kleinen Mannes und seine Rechtsprobleme stehen im Mittelpunkt der Bavot- Traktate. Recht wird hier geübt, wo die schatzende Funktion des Rechts besonders n6tig ist". Die Texte verlieren sich nicht in einem unerreichba- ren Ideal von Gerechtigkeit, sondern sind eine kontinuierliche Einilbung in Gerechtigkeit. Als Gerd A. Wewers am 27. März 1985 in Groningen einen Vortrag zum palästinischen Talmud hielt, da wies er beiläufig darauf hin, dass das Leben vieler Erforscher des Talmud Yerushalmi an dessen Unvollendet- sein teilhatte. Auch das Leben von Gerd A. Wewers ist unabgeschlossen und offen ge- blieben wie der Textkorpus, dem er so leidenschaftlich ergeben war. Sein Name aber wird mit diesem besonderen Buch verbunden bleiben. Hans G. KIPPENBERG http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Journal for the Study of Judaism Brill

In Erinnerung an Gerd a. Wewers (1944-1985)

Journal for the Study of Judaism , Volume 17 (1): 1 – Jan 1, 1986

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Publisher
Brill
Copyright
© 1986 Koninklijke Brill NV, Leiden, The Netherlands
ISSN
0047-2212
eISSN
1570-0631
DOI
10.1163/157006386X00013
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Abstract

IN ERINNERUNG AN GERD A. WEWERS (1944-1985). Am 13. Dezember starb Gerd A. Wewers. 41 Jahre ist er alt geworden. Eine Gehirnblutung, Folge schwerer beruflicher Spannungen, beendete sein Leben. Erschiittert schauen wir zurilck und suchen nach Sinn in dem schrecklichen Geschehen. Gerd A. Wewers hatte 1974 an der Theologi- schen Fakultät der Universität G6ttingen promoviert. Geheimnis und Ge- heimhaltung im rabbinischen Judentum erschien ein Jahr später, Charles Horowitz gewidmet. Es zog Wewers nicht an die Universität. Als Pfarrer ging er nach Salzgitter-Lebenstedt, einer Industriestadt im Braunschwei- gischen. Neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit übersetzte er in gr6sster asketischer Disziplin täglich Stiick fur Stück Traktate des Talmud Yeru- shalmi, eines vernachlässigten Teiles rabbinischer Literatur. Ich bin - so schrieb er mir einmal - alter Horowitz-Schüler und setze damit seine durch den Tod unterbrochene Arbeit fort". Man kann nicht von Uberset- zung sprechen: Wewers sichtete und verarbeitete Druckausgaben und handschriftliche Uberlieferungen, schrieb einen fortlaufende Kommentar mit wertvollen Erkenntnissen, erstellte Register, die alles erschlossen. In- nerhalb weniger Jahre erschienen: Avoda Zara, Sanhedrin, Bavot, Makkot und Shevuot, Hagiga, Horayot und - wenige Wochen vor seinem Tode - Terumot. Daneben schrieb er noch für Kairos (1980 und 1982) und für die ZRGG (1984) Artikel zur rabbinischen Theologie. Gerd Wewers erbrachte diese unglaubliche Leistung als Pfarrer der braunschweigischen Landes- kirche und als christlicher Theologe. Im Jahre 1983 hatte sich Wewers mit Probleme der Bavot- Traktate in G6t- tingen habilitiert (erschien 1984). Er geht in diesem Buch auf die verschie- denartigen Parallelversionen in den drei Bavot-Traktaten ein. Unabgeschlossenheit und Offenheit kennzeichnen die Textlage. Beide Be- griffe aber bezeichnen fiir Wewers auch theologische Einsichten. Der Zu- stand der Gerechtigkeit ist (noch) nicht erreicht, Recht kann daher (noch) nicht eindeutig sein. Wewers war auf der Suche nach theologischen Inter- pretationskategorien und fand sie in diesen Begriffen. Am Ende seiner Probleme der Bavot-Traktate weist er darauf hin, dass diese Offenheit ei- nen Wirklichkeitsbezug der Texte begriindet. "Das Recht des kleinen Mannes und seine Rechtsprobleme stehen im Mittelpunkt der Bavot- Traktate. Recht wird hier geübt, wo die schatzende Funktion des Rechts besonders n6tig ist". Die Texte verlieren sich nicht in einem unerreichba- ren Ideal von Gerechtigkeit, sondern sind eine kontinuierliche Einilbung in Gerechtigkeit. Als Gerd A. Wewers am 27. März 1985 in Groningen einen Vortrag zum palästinischen Talmud hielt, da wies er beiläufig darauf hin, dass das Leben vieler Erforscher des Talmud Yerushalmi an dessen Unvollendet- sein teilhatte. Auch das Leben von Gerd A. Wewers ist unabgeschlossen und offen ge- blieben wie der Textkorpus, dem er so leidenschaftlich ergeben war. Sein Name aber wird mit diesem besonderen Buch verbunden bleiben. Hans G. KIPPENBERG

Journal

Journal for the Study of JudaismBrill

Published: Jan 1, 1986

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