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172 wahrend deren Rolle sonst von Mannern oder Nichttiirken übernommen wird. Es gibt keinen einzigen turkischen Nationaltanz (S. 46, 56), sondern bloss Regionaltanze, die mehr oder weniger weit verbreitet sind. 1m alten Stambul spielten die Tdnze aus Anlass der Abreise der Karawane nach Mekka (siiyre alayt eine Rolle (S. 57). Bei Hochzeiten soll der "Lichtertanz" (Cayda çtrag) gegen b6se Mdchte, besonders gegen den "bösen Blick", schutzen (S. 59). Xhnliche Bedeutung haben gewisse Schwerttanze. Das Springen uber das Feuer am 6. Mai (HtdtrÛlez) hat rcinigende Wirkung (S. 61). Ein Namenverzeichnis einiger Tdnze, ein Auszug aus Evliya §elebi (Ubers. von Hammer, engl. Ausg. von 1934) iiber die 12 "Kompanien" (kol) Tänzer und eine kurze Notiz tiber Literatur beschliessen dieses niitzliche Biichlein. G. Jäschke LITERATUR Nezihe Araz : Anadolu Evliyalari. � stanbul : Fatis Yaymevi, 1958. 479 S., 16 Abbild. 25 t. Pf. Das hier zur Besprechung vorliegende Buch iiber "A n a t o 1 i s c h e H e i 1 i g e" ist kein wissenschaftliches Werk uber die Heiligenverehrung im turkischen Anatolien, wie etwa das beriihmte Buch von Prof. Kopriiliizade M. F. iiber "Die ersten Sufis in der tiirkischen Literatur" (Tiirk Edebiyatzz2da ilk Miitesccvvaflar, Istanbul igig), das aber offensichtlich der Verfasserin zur Benutzung vorgelegen hat. Das Buch bringt vielmehr im Plaudertone, etwa im Stile ciner modernen Hciligenlegcnde, eincm fur volkstiimliche Religiositat aufgeschlos- senen Publikum die bunte Welt der turkischen Heiligen nahc, von denen ein jeder mit einem eigenen Kapitel bedacht ist. Auch einige in der Tiirkei verehrte auswartige Heiligen- gestalten sind darunter, wie der aus Turkestan starnmende Ahmed Yesevi, der als Initiator des anatolischen Derwischtutnes angesehen wird, und daher die Reihe eroffnet (S. 8), und Bayezid Bestami (S. 395). Unter den 50 behandelten Heiligen finden sich im iibrigen neben vielen weniger bekannten auch beruhmte Namen wie Mevlana Celaleddin Rumi (S. 167) und sein Vater Sultan ul-Ulema (S. 406), ausser halb sagenhaften Gestalten wie Haci Bcktas Veli (S. 238) und San Saltuk Sultan (S. 28) auch solche, die im vollen Lichte der Geschichte stehen, wie Mahmud Hudai (S. 82), auch beriihmte religiose Dichter, wie Yunus Emre (S. 62) und Seh Galib (S. 366); selbst Sultan Murad II. ist, offenbar wegen seines Wunsches, dass Gottes Segen ungehindert auf sein Grab regnen moge, unter die Heiligen aufgenommen (S. 221), und -- last not least - auch der tiirkischen Till Eulenspiegel, Hoca Nasreddin (S. 3II). Von ihnen allen wird erzdhlt, was man von ihnen weiss, bzw. wie die Legende sie gezeichnet hat, untermischt mit h6chst personlichen Erinnerungen der Verf. Im ganzen ist das Buch eine intcressantc Sanxmlung von Gestalten der tiirkischen Reli- gionsgeschichte, die irgendwie dem Herzen des Volkcs nahestehen, und vor unserem gei- stigen Auge in zwangloser Reihenfolge, um nicht zu sagen in buntem Durcheinander, auf- marschieren. Offensichtlich ist die Verf. in der hagiographischen Literatur, den Menakib- name's und Veldyeiname's, gut belesen, kennt aber auch, was ernsthafte Schriftsteller iiber einzelne Heilige berichten, wie Eflaki uber Mevlâna und seinenKreis; selbstverstdiid- lich ist auch Evliya Çelebi berücksichtigt und das moderne Schrifttum herangezogen. So bietet das Buch ein Bild von der traditionellen volkstumlichen Fr6mmigkeit der Turken, als deren wesentlichcn Bestandteil man die Heiligenverehrung ansehen muss, wenn auch moderne aufgckldrte Kreise dies nicht wahr haben wollen. Fr. Taeschner r (Münster/Westf.) LITERATUR Niyazi Berkes (Ed.): Turkish Nationalism and Western Civilization. Selected Essays of Ziya Gökalp, London: George Allen and Unwin 1959. 336 S. 35 s. Den grossen Einfluss Ziya G6kalps auf die Entwicklung des turkischen Nationalismus, weniger auf politischem als auf kulturellem Gebiet, hat man in Deutschland schon während des Ersten Weltkrieges erkannt (vgl. Zeki Velidi Togan"a Armagan, Istanbul 1955, S. 127 ff.),
Die Welt des Islams – Brill
Published: Jan 1, 1959
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